Formel 1 Barcelona: Warum war Ferrari langsamer als bei den Wintertests?
Ferrari war im Qualifying in Barcelona langsamer als bei den Tests an gleicher Stelle - Wir erklären, warum das aber nicht bedeutet, dass der SF90 schlechter geworden ist
(Motorsport-Total.com) - Nach dem Großen Preis von Spanien wurde in den sozialen Medien über die Pace von Ferrari in Barcelona diskutiert. Im Mittelpunkt stand dabei der Vergleich der Qualifyingzeiten am Samstag mit den Zeiten der Wintertests an gleicher Stelle im Februar und März. Dabei fiel einigen Beobachtern auf, dass Sebastian Vettel und Charles Leclerc am Wochenende langsamer waren.
Umrundete Vettel den Kurs am letzten Testtag im Winter noch in 1:16.221 Minuten, war es am Samstag in Q3 nur noch eine 1:16.272. Teamkollege Leclerc verschlechterte sich sogar von 1:16.231 auf 1:16.588. Ist Ferrari durch die Updates für den SF90 also tatsächlich langsamer statt schneller geworden? Nein, denn eine Gegenüberstellung der nackten Zahlen ist ein Vergleich von Äpfeln mit Birnen.
Erstens muss man in diesem Zusammenhang erwähnen, dass viele Teams - quer durch das ganze Feld verteilt - am Wochenende langsamer waren als bei den Wintertests. Daniil Kwjat (Toro Rosso) fuhr im Winter zum Beispiel noch eine 1:16.898 und kam am Samstag nur noch auf 1:17.243. McLaren-Pilot Carlos Sainz verschlechterte sich ebenfalls deutlich von 1:16.913 auf 1:17.599.
Auch bei Renault und Racing Point konnte man die Zeiten vom Winter nicht erreichen. Und selbst das Williams-Team, das bereits im Winter Letzter war, war am Wochenende nochmals langsamer. George Russell fuhr nach einer 1:18.130 nur noch eine 1:19.072, war also fast eine ganze Sekunde langsamer. Kurz gesagt: Langsamere Zeiten waren am Samstag kein Einzel- sondern der Normalfall.
Reifen und Bedingungen machen den Unterschied
Tatsächlich waren Mercedes und Red Bull die einzigen Teams, die sich im Vergleich zu den Wintertests deutlich verbessern konnten. Doch warum waren die meisten Piloten langsamer? Ein ganz entscheidender Punkt sind die Reifen. Am Wochenende standen den Teams nur die Reifenmischungen C1 bis C3 zur Verfügung. Das sind die drei härtesten Mischungen, die Pirelli im Angebot hat.
Bei den Tests hingegen verwendeten die Teams zusätzlich auch die weicheren C4- und C5-Mischungen. Laut Pirelli liegt der Unterschied zwischen C3 und C4 respektive C4 und C5 jeweils bei circa 0,6 Sekunden pro Runde. Bedeutet: Ist bei den Testfahrten ein Pilot mit C5 gefahren, hat er alleine dadurch schon einmal ungefähr 1,2 Sekunden "geschenkt" bekommen, die ihm im Qualifying fehlten.
Fotostrecke: Spanien: Fahrernoten der Redaktion
Romain Grosjean (5): Sein Speed, daran haben wir nichts zu meckern, war in Ordnung. Aber Grosjean muss sich mit seinen 33 Jahren langsam in den Griff kriegen. Was er mit Teamkollege Magnussen veranstaltet hat, brachte ihm eine Kopfwäsche von Günther Steiner ein. Mal wieder. Und völlig zurecht. Fotostrecke
Ein weiterer entscheidender Punkt sind die Streckenbedingungen. Diese waren im Winter noch deutlich kühler, und zudem lag - besonders am Ende der Testfahrten - deutlich mehr Gummi, weil die Teams neun Stunden pro Tag auf der Strecke testeten. Zum Vergleich: Am letzten Testtag in Barcelona, als viele persönliche Bestzeiten gesetzt wurden, lag die Asphalttemperatur zwischen elf und 28 Grad.
Im Qualifying klettere sie am Samstag jedoch auf bis zu 35 Grad. Insgesamt lässt sich somit zusammenfassen, dass die Beobachtung, dass Ferrari am Wochenende langsamer als bei den Test war, anhand der nackten Zahlen natürlich korrekt ist. Mit dem Auto beziehungsweise einer schlechten Entwicklungsarbeit bei der Scuderia hat das aber nichts zu tun.