Wetter durchkreuzt Renault-Form: Hülkenberg ohne Chance auf Top 6
Renault verzockt sich mit der Abstimmung im Mexiko-Qualifying, doch Nico Hülkenberg macht das Beste draus - Aber erweist sich der Q3-Einzug noch als fatal?
(Motorsport-Total.com) - Es kam, wie es sowohl Nico Hülkenberg als auch Carlos Sainz angekündigt hatten: Renault konnte am Samstag beim Großen Preis von Mexiko 2018 nicht an die überraschend starke Form vom Freitag anknüpfen. Nachdem Carlos Sainz in den Freitagstrainings noch zweimal Dritter geworden war, wurde das Werksteam schon im dritten Freien Training mit den Plätzen sieben und zehn auf den Boden der Tatsachen zurückgeholt. Im Qualifying gab es dann die vierte Startreihe. (Ergebnis des Qualifyings zum Großen Preis von Mexiko 2018)
"Das ist das Beste, was ich mir wünschen und was ich ausrichten konnte", kommentiert Nico Hülkenberg seinen siebten Startplatz. "Es ist ein gutes Gefühl und macht mich zufrieden, wenn ich alles aus dem Auto und mir herausholen kann. Das ist einfach alles, was man machen kann. Wir wissen, dass wir mit den Top-6-Autos noch nicht kämpfen können, hoffentlich dann nächstes Jahr. Aber soweit bin ich mit dem Tag heute ziemlich zufrieden."
Am Ende steht eine halbe Sekunde Rückstand auf den Langsamsten der sechs Großen zu Buche und etwas mehr als eine Sekunde auf die Polezeit von Daniel Ricciardo. Die meiste Zeit verloren die gelben Boliden auf der langen Start/Zielgeraden. Der letzte Sektor, in dem Renault am Freitag noch richtig stark war, lag "nur" noch auf dem Niveau von Ferrari.
Und plötzlich kam die Sonne raus
Die Erklärung dafür liefert Carlos Sainz, der das Qualifying 0,257 Sekunden hinter Hülkenberg auf dem achten Rang abschloss: "Wir haben ein paar Änderungen vorgenommen, um auf die im Vergleich zum Freitag niedrigeren Temperaturen zu reagieren. Wir haben versucht, das Auto frontlastiger zu machen, damit es schärfer einlenkt. Aber plötzlich kam im Qualifying die Sonne raus und hat die Strecke auf die Temperaturen von gestern erwärmt. Das haben wir völlig falsch eingeschätzt. Dadurch hatten wir eine schlechte Balance, woraus Runden voller Fehler resultierten. Es war so schwer, den letzten Sektor richtig hinzubekommen."
Die Folge der Fehleinschötzung war gnadenloses Übersteuern: "Ich musste meinen Fahrstil extrem beruhigen und meine ganze Herangehensweise umstellen. Es war ein Krampf seit Q1. Wir hatten keinen großen Sicherheitsspielraum in Sachen Stabilität. Damit bin ich nicht zufrieden. Dass es noch immer Platz acht mit einer derartig schlechten Balance geworden ist, ist eine gute Nachricht."
Hülkenberg hatte weniger Probleme mit der Balance, gibt aber zu: "Es ist in puncto Balance kein einfaches Auto. Als ich meine Runden fuhr, war ich mit der Balance nicht zufrieden. Aber dann schaust du auf das Ergebnis, und das relativiert alles. Die anderen hatten noch mehr Probleme. Ich schätze, es ist größtenteils streckenspezifisch. Wegen der Höhenlage hat man wenig Abtrieb und fühlt es sich so an, als hätte man keinen Grip." Generell habe das Auto aber auch im Qualifying besser gelegen als noch bei einigen Rennen zu Mitte der Saison. Das Gefühl sei noch immer dasselbe wie in Austin.
Wie groß ist der Hypersoft-Nachteil?
Die Renault-Piloten trafen in Q3 auf beide Sauber. Charles Leclerc erwies sich als harter Brocken und lag nach dem ersten Schlagabtausch vorn. Doch im zweiten Anlauf konnten Hülkenberg und Sainz den Ferrari-Junior noch abfangen. Die Kehrseite der Medaille: Den Q3-Einzug mussten sich die Renault-und Sauber-Piloten mit einem Satz Hypersoft in Q2 erkaufen. Und die fallen schnell auseinander. Valtteri Bottas warnt bereits: "Der Hyper ist sicher der mit Abstand schnellste Reifen für eine Runde. Aber auf der zweiten Runde ist er schon langsamer als der Ultra."
Die Fahrer außerhalb der Top 10 können ihre Reifen frei wählen und werden wohl einen härteren Reifen verwenden. Ist Renault also verraten und verkauft? "Wir haben darüber nachgedacht", antwortet Hülkenberg auf die Frage, ob man wieder freiwillig in Q2 ausscheiden wollte, wie es Force India in Mexiko-Stadt getan hat. "Aber letztendlich sind wir zu dem Schluss gekommen, dass uns Track-Position und ein Start weiter vorne wichtiger ist. Nicht in Q3 zu sein und freie Reifenwahl zu haben, birgt auch Risiken. Also sind wir auf die bestmögliche Startposition gegangen." Und zumindest die hat er erreicht.
Am Freitag prognostizierte Hülkenberg eine Lebensdauer von fünf bis zehn Runden für den Hypersoft. Und der Renault R.S. 18 mit seiner reifenmordenden Charakteristik wäre da eher am unteren Ende des Spektrums anzusiedeln. Der 31-Jährige ist trotzdem optimistisch: "Für den Start ist es okay. Die Frage ist, was in den Runden danach passiert. Aber wir kriegen das schon hin."