• 28. September 2018 · 20:35 Uhr

Wegen fragiler Reifen: Droht ein groteskes Langsamfahren in Q2?

Der Hypersoft geht in Sotschi nach wenigen Runden ein, weshalb kein Mittelfeld-Team ihn am Start nutzen will - "Schneckenrennen" um Rang elf ist möglich

(Motorsport-Total.com) - Im Qualifying zum Russland-Grand-Prix in Sotschi (Formel 1 2018 live im Ticker) droht eine groteske Situation: Nach Lage der Dinge könnten Mittelfeld-Teams versuchen, in Abschnitt zwei langsamer zu fahren als das Tempo, zu dem sie in der Lage wären. Ziel wäre, sich Startplatz elf zu sichern.

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Bewerber um den heiß begehrten elften Rang: Esteban Ocon und Nico Hülkenberg Zoom Download

Grund ist das Sportliche Reglement, das die Top 10 zwingt, mit den Reifen zu starten, auf denen sie ihre schnellste Runde in Q2 gedreht haben. Doch wer nicht Mercedes, Ferrari oder Red Bull fährt, kann nur mit Hypersoft weiterkommen - schließlich schätzt Pirelli den Zeitgewinn pro Runde im Vergleich zum Ultrasoft auf 0,8 Sekunden. Auf der weichsten Mischung will aber keiner losfahren.

Der Pneu neigt am Anfang eines Stints zum Körnen und baut anschließend extrem schnell ab. Auch Bläschenbildung ist je nach Set-up nicht ausgeschlossen. Eine Einstopp-Strategie ist Utopie, ganz zu schweigen von dem drohenden Zeitverlust. "Mit dem Hypersoft werden wir in die Startaufstellung rollen. Sonst ist er für nichts zu gebrauchen", schimpft McLaren-Pilot Fernando Alonso.

Kevin Magnussen nennt die Konstruktion "extrem fragil" und "nach zwei Runden komplett hinüber" - insbesondere im Verkehr. Der Haas-Fahrer behauptet: "Es wird ein riesiger Vorteil sein, im Qualifying Elfter zu sein und die Reifen frei zu wählen." Für Teamkollege Romain Grosjean ist es daher "nicht ausgeschlossen", sein Tempo in Q2 zu drosseln und es darauf ankommen zu lassen.

Auch Nico Hülkenberg scheint der Idee nicht abgeneigt: "Wenn ich auf die Pole fahren kann, werde ich auf die Pole fahren! Sonst halt Elfter." Zur Erinnerung: Mit seinem Renault hat er keine Chance, die Platzhirsche zu verdrängen und sich den ersten Startplatz zu holen. Klar, wohin der Hase läuft.

Die Frage wird sein, ob es nicht so viele Mittelfeld-Teams auf einen Poker mit Ultrasoft in Q2 ankommen lassen, dass es mit der lila markierten Mischung doch in den Schlussabschnitt gehen könnte - was für Mercedes und Ferrari (wegen der Antriebsstrafen und dem geplanten Feierabend nach Q1 nicht für Red Bull) selbstverständlich sein sollte. Sie werden Hypersoft bis Q3 definitiv meiden.

Geht die Taktik von Haas, Renault, Force India und Sauber auf, spricht vieles für zwei Strategievarianten im Rennen: Entweder auf Ultrasoft starten und abwarten, wie lange der Reifen hält. Danach Soft wählen oder das leere und leichte Auto nutzen, um es doch auf Hypersoft ankommen zu lassen.


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Ansonsten auf Soft starten und alles darauf ausrichten, am Ende Hypersoft zu zücken - für einen Schlusssprint. Sauber steht im Verdacht, die zweite Spielart zu wählen, weil der weichste Pneu bei den Schweizern am besten funktioniert. Pirelli hält Möglichkeit eins für besser, weil variabler.

Bleibt die Frage, wieso es in Sotschi solche Probleme mit der Haltbarkeit der Reifen gibt - einer Strecke, die für ihren glatten Asphalt bekannt ist und auf der Nico Rosberg 2015 fast eine Renndistanz ohne Boxenstopp fuhr. Der Hypersoft sei für langsame Stadtkurse entworfen worden, meint Pirelli-Manager Mario Isola. Man habe die Teams mit der aggressiven Wahl vor eine Herausforderung wollen. "Und einige Kurven bereiten den Ingenieuren nun richtig Kopfschmerzen", weiß er.

"Die Strecke ist merkwürdig. Insgesamt beansprucht sie die Reifen wenig, aber in manchen Abschnitten wirkt viel Energie auf die Pneus. Zum Beispiel in Kurve 3", erklärt Isola.

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