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Bottas verzeiht Vettel Abdrängen: "Hätte ich auch gemacht"
Keine Vorwürfe und kein böses Blut zwischen Valtteri Bottas und Sebastian Vettel, sondern "nur harter Rennsport" - Reifenstrategien entschieden das Duell
(Motorsport-Total.com) - Es lag bereits der nächste Stunk zwischen Mercedes und Ferrari in der Luft, als sich Sebastian Vettel in Runde 42 zum Großbritannien-Grand-Prix in Silverstone mit harten Bandagen gegen den mit frischeren Reifen heranstürmenden Valtteri Bottas verteidigte. Als der Finne auf der Außenseite der Stowe-Kurve daneben, aber noch nicht vorbei war, ließ sich sich der Deutsche weit raustragen und schickte ihn in die Auslaufzone. "Das war aber nur harter Rennsport", segnet Bottas die Aktion ab.
Vettel hätte sich lediglich hart verteidigt, aber nichts Unfaires veranstaltet. "Wir waren Seite an Seite. Ich hätte es genauso gemacht", räumt Bottas ein. Er nennt den breiten Randstein und den Kunstrasen an der Stelle des Kurses entscheidend: "Wer innen ist, kann einen anderen nach außen von der Fahrbahn drücken. Wenn dort kein Kies ist, lässt es sich so machen. Daraus mache ich kein Drama."
Zur Milde des Mercedes-Fahrers dürfte beigetragen haben, dass er das Problem nur eine Runde später sauber löste. Mit DRS und viel mehr Höchstgeschwindigkeit setzte er auf der Hangar-Straight erneut an. Wieder warf Vettel innen die Tür zu, doch Bottas war außen bereits eine Autolänge vorne, ehe die Boliden die Bremszone erreicht hatten. "Ich bin einfach vorbeigefahren", schmunzelt er.
Vettel erklärt, wieso er keinen Sinn darin sah, sich auf Biegen und Brechen gegen den Silberpfeil zu wehren: "Meine Reifen sind zu diesem Zeitpunkt den Bach runtergegangen", weiß der WM-Führende, der lieber Punkte für Rang vier mitnehmen wollte als mit Achsbruch auszuscheiden: "Ich habe alles getan, um mich zu verteidigen. Als er vorbei war, gab es keinen Grund mehr." Zu groß war Unterschied zwischen 24 Runden alten Softs (Vettel) und zehn Runden alten Supersofts (Bottas).
Niki Lauda, der Team-Aufsichtsrat der Silberpfeile, erkennt eine Glanzleistung seiner Ingenieure: "Die Strategie von Mercedes war besser als die von Ferrari", sagt er 'RTL'. Bottas Freude über die Szene taten die ungleichen Waffen keinen Abbruch: "Wenn man so hart um ein Überholmanöver kämpft und es schließlich hinbekommt, dann fühlt es sich gut an - gerade, weil es für die WM-Gesamtwertung so wichtig war. Für das ganze Team, für mich und für meinen Teamkollegen auch."
Übrigens: Sportchef Wolff jubelte in der Box kräftig mit, während Lauda alles abgeklärt zur Kenntnis nahm: "Toto ist übermäßig emotional, wenn so etwas passiert", berichtet die Rennlegende aus Österreich. "Er regt sich auf und haut auf den Tisch. Ich bleibe eher ruhig und warte bis zum Ende."