Gleiches Set-up, elf Plätze besser: Bottas zeigt's Hamilton
Der Finne meisterte im Monaco-Qualifying trotz Reifenproblemen einen störrischen W08 - Bottas glaubt noch an den Rennsieg, doch Wege zum Ziel machen sich rar
(Motorsport-Total.com) - Mit dem Qualifying zum Monaco-Grand-Prix am Samstag kristallisierte sich eine Konstante heraus: Immer, wenn Mercedes in der Formel-1-Saison 2017 Probleme bei Abstimmung und Reifentemperaturen hat, holt Valtteri Bottas für die Silberpfeile die Kastanien aus dem Feuer. Mit Rang drei und nur 0,045 Sekunden Rückstand auf Polesetter Kimi Räikkönen bügelte der Finne an der Cote d'Azur das Q2-Aus seines Teamkollegen Lewis Hamilton aus. "Schadensbegrenzung" nennt es Toto Wolff.
© xpbimages.com
Valtteri Bottas präsentierte sich in Monaco erstaunlich stark und foppte Hamilton Zoom Download
Für den Sportchef gab es eine Erkenntnis: Auf Bottas ist in schwierigen Situationen - sowie wie in Russland - Verlass. Wolff nennt den als Nummer-2-Piloten verschrieenen Mann einen "Lichtblick". Auch die übrige Mercedes-Spitze ist voll des Lobes. "Valtteri hat einen unglaublich guten Job gemacht. Er hat unter den Bedingungen ein fast unmögliches Resultat eingefahren", schwärmt Daimler-Vorstand Dieter Zetsche. Team-Aufsichtsrat Niki Lauda befindet: "Mit Bottas bin ich glücklich."
In der Tat hat der 27-Jährige im Monaco-Qualifying vieles richtig gemacht - obwohl oder weil er auf ein fast identisches Set-up zu dem Hamiltons vertraute. Auch Bottas kämpfte mit Problemen, die Vorder- und die Hinterreifen gleichzeitig in das Temperaturfenster zu bringen, fuhr er aber den optimale Umlauf als es in Q3 darauf ankam. "Es war eine wirklich gute Runde. Das war das absolute Maximum", bilanziert er. Trotz nur 0,002 Sekunden Rückstand auf Sebastian Vettel sei Ferrari außer Reichweite gewesen: "Die roten Autos waren einfach zu schnell", meint Bottas.
Verlorene Trainingszeit am Freitag hängt Mercedes nach
Oder Silber war zu langsam. Denn auch am Nico-Rosberg-Nachfolger gingen die Schwierigkeiten bei der Abstimmungsarbeit nicht spurlos vorbei. "Wir haben wertvolle Trainingszeit verloren", erinnert er an das Debakel in der zweiten Session am Donnerstag, das sich am Samstagvormittag teilweise fortsetzte. "Es brauchte zwei oder drei Runden, um alle Pneus aufzuwärmen und die Balance sowie das Gefühl für das Auto zu finden - und das Vertrauen", bläst Bottas die Backen auf.
Die Zeit dafür ging von dem ab, was ihm blieb, um Zeitenjagd zu betreiben. Dazu machte es Mercedes anfälliger für den in Monaco unvermeidbaren Verkehr. Bottas vermutet, dass alles einfacher wäre, ließe sich der W08 besser und stabiler fahren. Doch er glaubt nicht, dass sein Team völlig verwachst hätte: "Im Qualifying hat sich das Auto so gut angefühlt wie nie zuvor an diesem Wochenende - wenn es auch stellenweise noch immer schwierig war, eine Runde zusammenzubekommen."
Wie Ferrari überholen? "Es bräuchte einen Megastart"
Eben das gelang Bottas im Gegensatz zu Hamilton, auch zum Erstaunen Wolffs: "Hätte man mir zehn Minuten vor dem Ende gesagt, es würde der dritte Platz, hätte ich ihn genommen", räumt der Österreicher ein. Möglicherweise gibt es auch im Rennen für Mercedes nicht mehr zu ernten.
Zwar meint Bottas, ein Sieg sei "noch immer möglich". Doch die Frage ist, wie er an Räikkönen und Vettel vorbeikommen will. So wie bei seinem Sieg im Sotschi gleich auf den ersten Metern? "Es bräuchte einen Megastart, um Positionen gutzumachen", weiß Bottas um den kurzen und engen Weg zu Sainte Devote, "aber wenn sich die Chance bietet, ist es eine der besten Gelegenheiten im Rennen." Doch gerade in dieser Situation könnten sich die Set-up-Probleme des W08 rächen.
"Es wird schwierig, hinter dem Safety-Car die Temperaturen zu halten", befürchtet Bottas mit Blick auf die Einführungsrunde. "Nach ein paar Umläufen sollte es in Ordnung sein. Wir sollten mit ihnen kämpfen können." Wenn Ferrari nicht längst weggezogen ist. Dann bliebe Mercedes nur ein Strategiecoup. Ergo hofft Bottas auf Safety-Car-Phasen, die "für Möglichkeiten sorgen" sollen. Übrigens drückt Hamilton seinem Teamkollegen neuerdings die Daumen: "Vielleicht kann er vor die Ferrari kommen. Das wäre toll. Wir wollen ja Konstrukteurs-Weltmeister werden", meint der Brite. Da passt es, dass Bottas behauptet, die Laune des Briten sei trotz seines Debakels "in Ordnung".