Dritte Reihe für Toro Rosso: Sainz fährt "beste" Monaco-Runde
Carlos Sainz bestätigt Toro Rossos starke Form im Monaco-Qualifying und holt mit seiner "besten" Runde Startplatz sechs - Daniil Kwjat profitiert von McLaren-Strafen
(Motorsport-Total.com) - Nach der Vorstellung in den ersten beiden Freien Trainings am Donnerstag schraubten die Toro-Rosso-Piloten die Erwartungen nach oben. Mit den Plätzen vier und fünf im Gesamtergebnis sorgte man für eine Überraschung, diese galt es im Qualifying für den Grand Prix in Monaco zu bestätigen. Zumindest Carlos Sainz beeindruckte mit einer starken Runde. Für den Spanier reichte es für die sechste Startposition - nur eine Zehntelsekunde fehlte auf die Zeit von Daniel Ricciardo. Teamkollege Daniil Kwjat wurde vom Pech verfolgt, durch die Strafversetzungen der McLaren-Piloten landet er dennoch in den Top 10. (Zum Ergebnis!)
"Ich bin sehr glücklich", strahlt Sainz nach der Zeitenjagd. In 1:13.162 Minuten umrundete er den Kurs im Fürstentum. 0,984 Sekunden fehlten auf die Pole-Position, nur ein Wimpernschlag jedoch auf den schwächeren Red Bull. "Das war bisher sicherlich meine beste Runde hier in Monaco", gibt der Spanier zu Protokoll. Er konnte sich im Laufe des Qualifyings ständig steigern. Von Q1 bis Q3 verbesserte er sich um über drei Zehntelsekunden.
"Um auch die letzten zwei Zehntel noch herauszuholen, wie es mir in Q3 gelungen ist, musst du alles geben. Ich habe es sehr genossen und habe in jeder Kurve fast die Mauer berührt. Nachdem ich über Start-Ziel war, musste ich erst einmal ausatmen. Du kannst danach endlich wieder atmen, ich musste nämlich auf der Runde die Luft anhalten. Dann bist du einfach nur glücklich", schildert er den wilden Ritt.
Toro Rosso bereits in Q1 unter Druck: "Mussten am Limit fahren"
Allerdings gestaltete sich die Angelegenheit am Samstag viel spannender als noch in den Trainings. Sainz spricht von einem "aufregenden" Qualifying, denn schon im ersten Abschnitt war Toro Rosso gefordert. "Als wir auf die Strecke gingen, haben die Mittelfeldteams zurückgeschlagen. Sie haben viel Druck auf uns ausgeübt. Wir mussten bereits in Q1 Runden am Limit fahren, was ich in Monaco nicht besonders mag. Ich bevorzuge es, Schritt für Schritt schneller zu werden", verrät der Sechstplatzierte.
Auf den Plätzen sieben und acht ging es für Sainz bis in Q3: "Da bin ich die erste Runde dieses Wochenendes gefahren, wo ich wirklich alles gegeben habe. Das hat sehr gut zusammengepasst." Grundsätzlich konnte das Team die Form von Donnerstag beibehalten. Sainz war mit der Balance des STR12 das gesamte Wochenende über sehr zufrieden - im Gegensatz zu Kwjat. "Ich war sehr zufrieden mit dem Auto, zumindest was die Balance betrifft. Nicht so sehr mit dem Speed", erklärt er. "Wir haben erwartet, dass wir etwas konkurrenzfähiger sein werden im Vergleich zu Barcelona. Aber nicht so viel besser, um das Mittelfeld anzuführen."
Schließlich ist Toro Rosso das viertschnellste Team an diesem Wochenende. Am Donnerstag ging man noch davon aus, dass man sich in der Zeitenjagd mit Force India und Williams messen werde. "Es ist eine große Überraschung für uns. Das wollten wir schon lange schaffen. Wir haben uns in den ersten Rennen etwas mehr erwartet vom Auto. Plötzlich diesen sechsten Platz hier in Monaco einzufahren, das gibt allen im Team einen Schub", freut sich der Spanier.
Kwjats Pechsträhne: Verzögerter Start, FIA-Waage & Gelbe Flaggen
Weniger Grund zur Freude hat Daniil Kwjat. Der Russe überstrahlte mit seinem vierten Platz am Donnerstag noch alles, konnte diese Pace am Samstag jedoch nicht umsetzen. Er war hingegen sogar um 0,185 Sekunden langsamer. Im ersten Quali-Abschnitt musste er auf Position 15 bereits um sein Weiterkommen zittern. In Q2 wurde sein letzter Versuch am Ende der Session durch den Unfall von McLaren-Pilot Stoffel Vandoorne zerstört. "Ich hatte einfach Pech. Ich konnte die letzte Runde nicht zu Ende fahren. Ich musste zuvor noch auf die Waage, da verlor ich ebenso Zeit", zählt er auf.
Schon bevor das Qualifying überhaupt begonnen hatte, gab es in der Toro-Rosso-Garage Schwierigkeiten: "Es war einfach ein Chaos. In Q1 hatten wir ein Problem mit dem Starten des Autos, daher konnten wir nicht wie geplant rausfahren. Das Q1 war überraschenderweise schon ziemlich eng. Ich war aber nicht besorgt, weil ich nur eine Runde gefahren bin", erklärt der 22-Jährige.
In Q2 reichte seine 1:13.516 (+0,354 Sekunden auf Teamkollege Sainz) um 0,063 Sekunden nicht für den zehnten Platz von Jenson Button und den Einzug in Q3. Er kam auf den Ultrasofts zwar sehr gut zurecht, konnte die Runde jedoch nicht zu Ende fahren. Über Funk beschwerte sich der Russe außerdem mehrmals über Verkehr auf der engen Strecke. Im Nachhinein gibt er auch zu, mit dem Toro Rosso nicht komplett zufrieden gewesen zu sein. Er sei am Samstag deutlich mehr gerutscht. "Ich glaube nicht, dass wir heute das Maximum aus dem Auto geholt haben", gibt er zu.
Kwjat musste sich während des Qualifyings zwar mit den McLaren-Piloten ärgern, erfuhr danach jedoch davon, dass er von Startplatz neun ins Rennen geht. Grund dafür: Vandoorne bekam für seinen Crash in Barcelona drei Strafplätze, Button für den Tausch einzelner Komponenten in der Honda-Antriebseinheit ganze 15 Plätze aufgebrummt. "Ich starte also von P9? Wow!", freut er sich. (Zur Startaufstellung!)
"Leider lief so ziemlich alles gegen ihn in einem intensiven und schwierigen Qualifying mit Verkehr. Er wurde auf die Waage gerufen, er wurde in Sektor 3 gleich mehrmals blockiert und am Ende sah er auch noch die Gelbe Flagge", bestätigt er die Leiden seines Piloten. "Einfach schade. Er wäre definitiv in Q3 gewesen."
Wagt Sainz im Rennen den Angriff auf Red Bull?
Mit der Vorstellung von Sainz ist man hingegen sehr zufrieden. "Carlos ist genau dort gelandet, wo wir sein mussten. Er hat die Runde in Q3 sehr gut ausgeführt. Der sechste Platz war das Maximum für uns heute." Auch wenn man nur ganz knapp an Red Bull vorbeischrammte. Nun stellt sich die Frage, ob Sainz Ricciardo auf Platz fünf am Sonntag angreifen darf? "Ich weiß nicht, was mir Helmut Marko sagen wird", lacht Sainz darauf angesprochen.
Er macht klar: "Ich will von Beginn an angreifen. Wenn du in ein Rennen startest, nur um dich nach hinten zu verteidigen - das ist das Schlimmste, was du machen kannst. Auch für dein Selbstwertgefühl." Er werde sich also nach vorne orientieren und geduldig bleiben. "Man braucht auch ein wenig Glück mit Safety-Cars und dergleichen. Wir haben in den GP2-Rennen schon gesehen, dass der richtige Zeitpunkt für einen Boxenstopp ausschlaggebend sein kann. Wir müssen also ein Auge auf das Mittelfeld haben, weil sie etwas Verrücktes versuchen könnten", vermutet Sainz, der sich im Vorjahr schon auf dem siebten Platz qualifizierte. Im Rennen wurde er 2016 Achter.