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Formel-1-Wetter Mexiko: Negativer Reifenabbau bei Kälte
Bei kühlen Temperaturen und wenig Grip kämpfen die Teams vor allem auf Supersoft mit extrem starkem Graining, der Medium hingegen baut kaum ab
(Motorsport-Total.com) - Bei gerade mal zwölf Grad Celsius begann am Freitagmorgen das erste Freie Training zum Grand Prix von Mexiko (Formel 1 2016 live im Ticker). Ähnliche Bedingungen wie am ersten Tag werden auch für den Rest des Wochenendes erwartet. Regen steht eher nicht zu befürchten: Sowohl für Qualifying als auch für Rennen liegt die Regenwahrscheinlichkeit bei moderaten zehn Prozent.
© MeteoEarth
Nur auf der Atlantik-Seite befindet sich Regen in der Nähe von Mexiko-Stadt Zoom Download
Ein entscheidender Effekt der kühlen Temperaturen (am Samstag 13 bis 21 Grad, am Sonntag während des Rennens 19 bis 23 Grad bei bewölktem Himmel) ist, dass in Kombination mit dem niedrigen Gripniveau des Asphalts im Autodromo Hermanos Rodrigues Graining provoziert wird. Bei den Longrun-Simulationen hat mit der weichsten Supersoft-Mischung kaum jemand mehr als zehn bis 15 Runden geschafft, ehe die Reifen komplett zusammenbrachen.
Interessant: "Der Medium hat überhaupt nicht abgebaut und hatte auch kein Graining. Ein Fahrer hatte damit sogar negativen Reifenabbau", erklärt Pirelli-Rennleiter Mario Isola. Heißt: Während der Reifen während eines Stints nicht abbaut, die Benzinmenge im Tank aber geringer wird, ermöglicht das dem Fahrer immer besser werdende Rundenzeiten. "Der Medium ist für das Rennen vermutlich eine sehr gute Wahl", glaubt Isola.
Lange Gerade ist bei kühlen Temperaturen Gift
Das Sorgenkind ist der Supersoft. Das Problem: Wenn der Reifen nur oberflächlich auf Temperatur kommt, innen aber kalt bleibt, entwickelt sich besonders starkes Graining auf der Lauffläche. "Wir haben eine sehr lange Gerade, auf der die Reifen abkühlen. Wenn es draußen kalt ist, kühlen die Reifen dort bei so hohen Geschwindigkeiten ab. Das ist ein wichtiger Faktor", erklärt Isola, warum das Phänomen in Mexiko so stark auftritt.
"Wenn es nicht regnet, wird sich die Strecke übers Wochenende noch verändern. Dann könnten die Supersofts besser funktionieren", glaubt er. "Das ist vielleicht der Schlüssel für das Rennen, denn Stand Freitagnachmittag ist der Abbau des Supersoft sehr hoch, vor allem wegen des Grainings. Wenn sie es schaffen, dieses Graining in den Griff zu bekommen, wird der Supersoft aber zu einem recht guten Rennreifen."
Das sei "anders als in Austin, als der Supersoft eine sehr aggressive Wahl war und einige Teams deshalb versuchten, sich auf Soft zu qualifizieren, um maximale Strategieflexibilität zu haben". Ein Poker, der auch für heute Nachmittag nicht ausgeschlossen ist. Pirelli hält es zudem für denkbar, dass vor einer schnellen Qualifying-Runde zwei Aufwärmrunden gefahren werden. Von einigen Teams wurde das schon am Freitag so praktiziert.
0,9 Sekunden zwischen Supersoft und Soft
Beim mittleren Soft-Reifen ist Graining zwar auch ein Problem, aber in deutlich geringerem Ausmaß als beim Supersoft. Der Speed-Unterschied zwischen den beiden Mischungen liegt bei etwa 0,9 Sekunden pro Runde; von Soft auf Medium kommen noch einmal 1,1 Sekunden dazu. Aber während die Kombination Soft/Medium im Rennen ziemlich sicher eine Einstoppstrategie ermöglichen wird, sind mit Supersoft/Soft wahrscheinlich zwei Stopps notwendig.
Von den Topteams war auffällig: Während Ferrari den Supersoft im Kühlen, entgegen früherer Tendenzen, gut zum Arbeiten bekam, hatte Mercedes damit Schwierigkeiten. Je härter die Reifenmischung, desto schneller der Silberpfeil. Umgekehrt könnte sich das noch ändern, wenn die Temperaturen doch etwas wärmer werden, als sie es im Freitagstraining waren. Der Freitag war so gesehen wenig aufschlussreich.
Hinzu kommt, dass generell weniger Grip vorhanden ist als gedacht: "Es gibt keine Evolution des Asphalts. Das ist eigenartig", wundert sich Isola. "Normalerweise altert der Asphalt auf einer neuen Strecke im ersten Jahr ziemlich stark, aber hier passiert das nicht. Er ist immer noch sehr rutschig, mit viel Bitumen, sehr dunkel. Sie hatten das WEC- und andere Rennen, aber der Asphalt hat sich seit dem vergangenen Jahr kaum verändert."