Mercedes: Warum Hamilton die schlechtere Strategie hatte
Lewis Hamilton hatte nach dem Restart eine schlechtere Reifenstrategie als Nico Rosberg - Teamchef Toto Wolff erklärt, warum Mercedes keine andere Wahl hatte
(Motorsport-Total.com) - Die meisten Piloten - darunter auch Sieger Nico Rosberg - fuhren das Rennen nach dem Restart in Spa mit nur einem weiteren Boxenstopp zu Ende. Nicht so Lewis Hamilton. Mercedes holte den Weltmeister noch zwei weitere Male an die Box. Zwar landete Hamilton am Ende trotzdem auf Rang drei, doch Platz zwei war mit dieser Strategie unerreichbar. Teamchef Toto Wolff erklärt nun, warum man die Strategie beider Autos splittete, und warum Rosberg am Ende die bessere Variante erwischte (Überblick aller Strategien).
"Am Anfang war nicht klar, ob es ein Zweistopp- oder Dreistopprennen wird", erklärt Wolff die Ausgangsposition. Rosberg startete von der Pole-Position mit den weichen Reifen, Hamilton fuhr ganz hinten mit Mediums los. Als das Rennen in Runde neun abgebrochen wurde, splittete Mercedes ein weiteres Mal. Nun wurde Rosberg auf den Mediums zurück auf die Strecke geschickt, während Hamilton die weiche Mischung bekam.
Doch warum der Unterschied? Schließlich lag Hamilton zu diesem Zeitpunkt bereits auf Platz fünf. "Zu diesem Zeitpunkt war noch nicht klar, welche Strategie die bessere war", erklärt Wolff und ergänzt: "Bei Nico haben wir auf Medium-Medium gesetzt, aber es war nicht klar, dass das wirklich die beste Strategie war. Deshalb haben wir Lewis auf Soft gesetzt." Zumal Hamilton zu diesem Zeitpunkt ohnehin noch eine weitere Mischung fahren musste (Überblick aller Boxenstopps).
Soft-Reifen gingen zu schnell kaputt
Weil die Regeln vorschreiben, dass im Rennen mindestens zwei verschiedene Mischungen verwendet werden müssen, war es Hamilton gar nicht möglich, zwei weitere Medium-Stints zu absolvieren. Rosberg hingegen hatte den Vorteil, bereits beim Rennstart die weichen Pneus verwendet zu haben. Der Deutsche kam also lediglich nur noch einmal zum Service, um sich einen weiteren Medium-Satz abzuholen.
Anders Hamilton: Der Brite kam noch zweimal an die Box und holte sich zunächst noch einmal Softs, und dann am Ende auch noch einmal Medium. Auch dieser Schachzug ließ allerdings einige Fragen offen, denn Daniel Ricciardo fuhr beispielsweise beim Restart ebenfalls auf den gelben Reifen los, kam allerdings anschließend nur noch einmal zum Service, um frische Mediums aufzuziehen.
Warum kam der Red-Bull-Pilot also mit einem weiteren Stopp durch und Hamilton nicht? "Wir haben gesehen, dass der Medium-Reifen heute der viel bessere Reifen für unser Auto war", erklärt Wolff. "Mit Soft-Medium hätten wir es niemals ins Ziel geschafft", stellt der Österreicher klar. Die Ricciardo-Strategie war für Mercedes also ebenfalls keine Option, weshalb man auf die ungewöhnliche Variante Soft-Soft-Medium zurückgriff.
Hamilton verteidigt Team-Entscheidung
Die superweichen Reifen waren übrigens sowieso nie eine Option für Mercedes. "Wir hatten noch einen Supersoft übrig", verrät Wolff, erklärt allerdings: "Den Supersoft haben wir (im Training; Anm. d. Red.) in zweieinhalb Runden kaputtgemacht. Selbst der weiche war nicht der richtige Reifen für unser Auto. Das hat man gesehen, als er (Hamilton) gepusht hat. Nach acht oder neun Runden hat er sich bereits über Blasen beschwert."
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Somit blieb Mercedes nichts anderes übrig, als Hamilton am Ende noch einmal mit Mediums auf die Strecke zu schicken - was der Weltmeister selbst nicht ganz verstand. Am Funk merkte er an, dass das womöglich nicht die richtige Strategie sei. "Sie kennen mich. Es ist mein Job, das zu hinterfragen", erklärt der Weltmeister und ergänzt: "Ich wusste nicht, dass Nico einen Medium-Stint über 15 Runden gefahren war. Darauf basierte ihre Entscheidung."
"Ich hatte noch zwölf Runden zu fahren, und im Stint davor hielten sie (die Soft-Reifen) nicht länger als zehn Runden. Es war also die richtige Entscheidung", gibt er seinem Team rückblickend Recht. Mit den Mediums ging es dann zunächst eher schleppend voran. "Du musst diese Reifen erst warmfahren, und dann kannst du damit pushen", erklärt er. Am Ende war die Pace dann zwar "großartig, aber die Lücke (zu Ricciardo) war zu groß." Mehr als Platz drei war damit nicht drin.