• 13. Juni 2016 · 03:09 Uhr

Red Bull: Horner will von missachteter Stallorder nichts wissen

Verstapppen schonte angeblich nur die Reifen und sparte Sprit, als er Ricciardo aufhielt, ihn aber nicht passieren ließ - Horner stichelt gegen Toto Wolff

(Motorsport-Total.com) - Obwohl der neue Formel-1-Shootingstar Max Verstappen den Kanada-Grand-Prix am Sonntag nur als Vierter beendete, machte der Teenager in Montreal in zwei Szenen im Stile eines Siegers von sich reden. Erst, als er einer Stallregie zugunsten seines Teamkollegen Daniel Ricciardo scheinbar nicht Folge leistete. Dann, als er sich in den letzten Runden gegen den heranstürmenden Mercedes-Star Nico Rosberg mit Händen und Füßen wehrte. Beides quittiert sein Teamchef mit Wohlgefallen.

Für Christian Horner war alles in Ordnung, als Verstappen in der Anfangsphase im Funk zu hören bekam "Halte Daniel bitte nicht auf!", ihm aber keinen Platz machte. "An diesem Punkt sah es so aus, als hätte Max Reifenprobleme und Daniel mehr Tempo", erklärt der Brite das Kommando. Angesprochen fühlte sich Verstappen offenbar nicht und behauptet im Nachhinein, gar nicht alles aus seinem Auto herausgequetscht zu haben: "Ich habe einfach die Pneus geschont", winkt er ab.

Da Sebastian Vettel und Lewis Hamilton längst davongezogen waren, hatte Verstappen nach vorne hin kaum Optionen. Er hätte sich darauf eingestellt, den dritten Platz abzusichern, erklärt er: "Mit den beiden konnte ich sowieso nicht mithalten, also habe ich Sprit gespart. Als sie es mir gesagt haben, habe ich wieder Druck gemacht und die Sache war gegessen." In der Tat war das Red-Bull-Duell keines mehr, nachdem das Virtuelle Safety-Car eingesetzt worden war. Verstappen löste sich.

Keine Stallregie, sondern nur eine "frühzeitige Warnung"?

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Verstappen hatte bei den Boxenstopps das glücklichere Händchen als Ricciardo Zoom Download

Für Horner reicht das als Entschuldigung. "Wir haben ihn frühzeitig gewarnt", sagt der Teamchef, der angeblich keine prompte Reaktion erwartete. Ganz anders Ricciardo, der die Szene dafür mitverantwortlich macht, dass er über den siebten Rang nicht hinauskam: "Das hätte einen gewaltigen Unterschied gemacht - aber das ist jetzt passé", hadert der Australier. Denn er verlor hinter dem Schwesterauto nicht nur Zeit, sondern zerstörte sich in der "Dirty Air" auch die Reifen.

Deshalb sei es ihm auch unmöglich gewesen, Verstappen auf natürlichem Wege zu attackieren. "Sobald ich hinter jemandem war, funktionierten die Pneus nicht mehr und trotz der langen DRS-Zone kam ich nicht dicht genug heran, um zu überholen", hadert Ricciardo und stößt damit bei Horner nicht auf taube Ohren. Er unterstreicht, dass sein Pilot in Kanada ein Pechvogel war: "Daniel hatte das gesamte Rennen über eine einzige freie Runde! Er steckte erst hinter Max, kam dann hinter Kimi (Ferrari-Pilot Räikkönen; Anm. d. Red.) wieder auf die Strecke."

Rosberg-Manöver als Reifeprüfung für Verstappen

Red Bull wusste allerdings, dass der Finne für die Pflichtmischung Soft ein weiteres Mal die Box würde ansteuern müssen, doch ein Verbremser Ricciardos in der Schlussschikane machte dem Team einen Strich durch die Rechnung. Mit einem Bremsplatten gab es keine Alternative zu einem vorgezogenen Wechsel. Er kam im Niemandsland zurück auf die Bahn. Doch nicht nur Ricciardo patzte, auch die Boxenstopp-Mannschaft brauchte erneut zu lange, um die Gummis zu wechseln. Dazu war er im ersten Stint zu lange auf der Strecke belassen worden. "Max war am Limit, Daniel darüber hinaus. Die Vibrationen waren einfach zu heftig", unterstreicht Horner.

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Max Verstappen war mit sich und der Welt sichtlich zufrieden Zoom Download

Als Ricciardo sich mit Punkten abgefunden hatte, begann die Max-Verstappen-Show im Duell mit Rosberg erneut. "Das war einfach guter Motorsport", schwärmt Horner von Verteidigungskünsten, die er nur zwei Wochen nach der eigenen Entzauberung offenbarte. Es hagelt noch mehr Lob: "So wie er zurückgekehrt ist, so selbstbewusst - das scheint ihn überhaupt nicht beeindruckt zu haben."

Die Sache war nicht nur Balsam für die Seele, Verstappen strafte auch den Mercedes-Sportchef lügen. Zumindest glaubt das Christian Horner und erinnert an Aussagen des Silberpfeil-Bosses bezüglich des Youngsters: "Es war ein ziemlich reifer Auftritt für jemanden, von dem Herr Wolff gesagt hat, dass er nicht so reif wäre wie er gedacht hätte", schmunzelt Horner. "Er sah mir ziemlich reif aus, als er seinen sehr routinierten, reifen Piloten hinter sich gehalten hat."

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