• 20. Juni 2015 · 20:40 Uhr

Ungewohnte Fehlerorgie bei Mercedes: "Surreale Situation"

Lewis Hamilton und Nico Rosberg glänzten in der Qualifikation mit zwei haarsträubenden Fehlern: Erklärungsversuche laufen noch ins Leere

(Motorsport-Total.com) - Nico Rosberg hatte seinen Teamkollegen Lewis Hamilton das gesamte Wochenende über im Griff. Mit Ausnahme des dritten Freien Trainings lag der Wiesbadener stets vor dem Weltmeister, doch im entscheidenden Moment war Hamilton doch wieder schneller und sicherte sich beim Großen Preis von Österreich die Pole-Position. Doch über die doppelte Bestzeit von Mercedes redete im Anschluss niemand: Viel interessanter war, dass sich beide Fahrer in der letzten Runde von der Piste verabschiedeten.

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Nico Rosberg schleicht nach seinem Fehler alleine zur Box zurück Zoom Download

In Kurve 1 drehte sich Lewis Hamilton ins Aus, auf der Jagd nach der Pole-Zeit vertat sich anschließend auch Nico Rosberg und sorgte so für eine kuriose Szene: Beide Silberpfeile waren außer Gefecht, konnten aber dennoch den Erfolg feiern. "Das war ein unglaublicher Ausgang. Dass beide in der gleichen Runde dann übers Zielen hinausfahren, damit habe ich nicht gerechnet", staunt der Aufsichtsratsvorsitzende des Mercedes-Teams, Niki Lauda, bei 'RTL' nicht schlecht.

"Topfahrern darf das eigentlich nicht passieren. In dem Fall ist es aber egal, denn mehr als den ersten und zweiten Platz kann Mercedes nicht erreichen", erklärt der Österreicher weiter. Doch wie konnte es allerdings zu dieser kuriosen Szenerie kommen? Lewis Hamilton hatte vor dem letzten Versuch die Bestzeit inne und wollte sie noch einmal verbessern. Weil er es wohl etwas zu sehr wollte, war er der erste Mercedes am Rand.

Hamilton rätselt: Zu hart gebremst?

Doch warum sich der Weltmeister in Kurve 1 drehte, hat er noch nicht vollständig aufklären können: "Ich habe einfach gedacht, dass ich vielleicht zu hart gebremst habe, aber ich habe genauso gebremst wie zuvor", rätselt er. "Im vergangenen Jahr habe ich mich bei meinem Fehler sofort beim Anbremsen gedreht, aber hier hat das Auto schon verzögert, bevor das Heck dann komplett blockiert hat - vermutlich beim Gangwechsel. Es sieht ein wenig seltsam aus, aber wir werden uns das anschauen", sagt er.

Auch Motorsportchef Toto Wolff kann aktuell noch keine klare Aussage treffen: "Ich habe mit ihm noch nicht gesprochen, ob er mit den Reifen auf den Grünstreifen gekommen ist oder ob am Auto etwas war", winkt auch der Österreicher in einer Medienrunde noch ratlos ab. Fakt ist nur, dass Hamilton mit diesem Fehler die Chance auf einen neuen Angriff verspielte. Er sagt: "Ich bin ein bisschen sauer auf mich, aber es war eine Kombination aus Dingen, die wir verstehen müssen."

Und so ergab sich wieder die Chance für Nico Rosberg, der von der Pace her eigentlich die ganze Zeit vor seinem Teamkollegen lag - und auch während des letzten Versuches sah es eigentlich ganz gut aus: "Er war auf unserer Delta-Zeit schon über zwei Zehntel schneller als Lewis", erklärt Wolff, doch in der letzten Kurve kam es zu einer "surrealen Situation", wie es der Österreicher beschreibt. Plötzlich stand auch Rosberg im Aus, weil er in der letzten Kurve zu weit rausgeschossen war.

Rosberg: Zu spätes Bremsen wahrscheinlich

Der Deutsche wusste durch die Angaben auf dem Lenkrad von der guten Zwischenzeit, wusste aber auch, dass er einen perfekten letzten Sektor braucht: "Ich musste also ein oder zwei Hundertstel herausquetschen und daher bin ich etwas mehr Risiko eingegangen. Leider habe ich es übertrieben", schildert er die Situation. Was letzten Endes bei ihm zum Vorfall geführt hat, das weiß auch er noch nicht. "Ich habe nur meine Sicht gehabt und es noch nicht von außen gesehen."

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Rosberg strandete im letzten Versuch, die Pole zu holen, im Kiesbett Zoom Download

War vielleicht der nasse Grünstreifen außen in Kurve 8 der Grund? "Wenn es Anzeichen von Gischt beim Überfahren gab, dann ist das wahrscheinlich der Grund, wenn nicht, dann wahrscheinlich nicht", lacht Rosberg und hat eine andere Vermutung: "Der wahrscheinlichste Grund ist eher, dass der Fahrer zu spät gebremst hat." Zu diesem Zeitpunkt wusste er übrigens nicht, dass sein Teamkollege die Zeit nicht noch einmal verbessern konnte - doch selbst wenn, dann hätte es wohl keinen Unterschied gemacht: "Ich hätte Lewis' Zeit sowieso schlagen müssen, denn sie war der Maßstab."

Hamilton selbst schätzt sich übrigens glücklich, dass es trotz Fehler noch zur Pole gereicht hat, denn er kam eigentlich bislang nicht sonderlich zurecht: "Ich habe im ersten Teil eine gute Zeit gefahren, und wenn man auf die Zwischenzeiten schaut, dann wäre es ziemlich eng geworden. Ich bin glücklich, weil die gesamte Session schwierig war und ich keine gute Runde zusammenbekommen habe. Aber als es gezählt hat, habe ich getan, was ich tun musste."

Niki Lauda beweist Humor

"Nico war die ganze Zeit eigentlich vorne, und dann hat Lewis eine Runde rausgehauen, und diese Runde hat gereicht", hat auch Motorsportchef Wolff beobachtet. Seine Einstellung sagt aber: "Uns ist ziemlich egal, wer vorne steht, solange es fair abgeht", und da beide Mercedes gemeinsam in Startreihe eins stehen, sei den Piloten auch der jeweilige Fauxpas verziehen.

Morgen im Rennen sollte so etwas aber nicht passieren, will man den Lauf in Spielberg gewinnen. Niki Lauda nahm die Sache mit Humor: Der Ex-Weltmeister platzte mit Rennoverall bekleidet in die Medienrunde bei Mercedes und sagte, dass er sich bei der Legendenparade noch einmal die entsprechenden Stellen anschauen werde, um seinen Jungs zu sagen, wie es geht. Nico Rosberg war sich bei Twitter auch sicher: "Er fährt Kurve 8 besser als ich."

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