• 24. Mai 2015 · 17:33 Uhr

Teamorder in Monaco: Red Bull spielt Formel-1-Schach

Red Bulls Taktik-Poker mit Daniel Ricciardo ging in Monaco nur zum Teil auf, weshalb er und sein Teamkollege in der Schlussphase munter die Plätze tauschten

(Motorsport-Total.com) - Mit den Plätzen vier und fünf für Daniil Kwjat und Daniel Ricciardo erzielte Red Bull beim Grand Prix von Monaco in Monte Carlo das bisher beste Ergebnis in dieser Formel-1-Saison. Doch dessen Entstehung war nicht alltäglich, denn in der Schlussphase des Rennens mussten beide Fahrer auf Anweisung des Teams mehrmals ihre Positionen auf der Strecke tauschen. Auslöser für dieses Formel-1-Schach war in der 64. Runde der Unfall zwischen Max Verstappen (Toro Rosso) und Romain Grosjean (Lotus), in dessen Folge das Safety-Car auf die Strecke kam.

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Daniil Kwjat und Daniel Ricciardo spielten "Bäumchen wechsle dich" Zoom Download

Daraufhin beorderte Red Bull Ricciardo, der zu diesem Zeitpunkt hinter Kimi Räikkönen (Ferrari) auf Position sechs fuhr, an die Box. "Wir hatten bei Ricciardo die Chance zu einem zusätzlichen Stopp und haben ihm einen Satz der weicheren Reifen gegeben. Die sollten am Ende des Rennens zwei Sekunden schneller sein", beschreibt Teamchef Christian Horner gegenüber 'Sky Sports F1' das Kalkül des Teams.

Damit nahm ein bis dahin für Red Bull recht unspektakuläres Rennen plötzlich Fahrt auf. "Der zusätzliche Boxenstopp am Ende hat noch einmal Feuer reingebracht", grinst Ricciardo. Nach dem Neustart griff er Räikkönen an, kam trotz der deutliche frischeren Reifen auf dem engen Stadtkurs aber zunächst nicht am Finnen vorbei.

Ricciardo quetscht sich an Räikkönen vorbei

"Nach dem Neustart habe ich habe ich es in Kurve 5 versucht, aber er hat sich verteidigt und mir keinen Platz gelassen. Ich musste daher eine Vollbremsung machen und wäre ihm fast ins Heck gefahren", berichtet Ricciardo über seinen ersten Angriff. "In der nächsten Runde habe ich es versucht, weil ich eine kleine Lücke sah. Da wusste ich: Wenn ich es jetzt nicht versuche, werde ich es vielleicht nie tun."

Vor der Mirabeau-Kurve wagte Ricciardo seinen Angriff, doch Räikkönen machte abermals die Türe zu. Es kam zur Berührung, doch Ricciardo ging am Finnen vorbei. "Es gab eine leichte Berührung, aber wir sind beide auf der Strecke geblieben", sagt Ricciardo. Während sich Räikkönen am Boxenfunk über den Rammstoß des Red-Bull-Piloten aufregte, sah dieser wie auch die Rennleitung die Aktion als gesunde Härte an. Es gab keine Strafe.

"Die Rennkommissare und alle anderen wissen, dass so was in Monaco passieren kann. Wenn man überholen will, muss man sich manchmal ein wenig anlehnen", sagt Ricciardo. "Kimi fährt schon lange genug Rennen und wird das verstehen, auch wenn er jetzt frustriert ist. Aber es hat Spaß gemacht."

Taktik-Poker geht nicht auf

Ricciardo schloss anschließend schnell zu seinem Teamkollegen Kwjat auf, der ihn am Start des Rennens überholt hatte. Dieser fuhr zu diesem Zeitpunkt auf schon 43 Runden alten weichen Reifen, während Ricciardos superweicher Satz erst zehn Runden auf dem Buckel hatte. Daher griff Red Bull zur Teamorder und wies Kwjat an, seinen Teamkollegen vorbeizulassen.

"Wir haben dann die Positionen unserer Autos gewechselt, wodurch Ricciardo die Chance hatte, Hamilton und Vettel anzugreifen", sagt Horner. Doch das gelang dem Australier nicht, der dann schon wusste, was das bedeuten würde. "Wir hatten ihm gesagt, dass er den Platz zurückgeben muss, wenn er es nicht schafft. Daran haben sich beide gehalten, das war perfektes Teamplay."

In der letzten Runde ließ Ricciardo Kwjat passieren und stellte damit die ursprüngliche Reihenfolge wieder her. "Sie haben bei ihm etwas mit der Strategie probiert. Er sollte den Mercedes und Ferrari vor sich überholen, aber das ist nicht passiert. Deshalb haben sie es fair gelöst", freut sich Kwjat über diesen Ausgang des Formel-1-Schachs. Im Ziel durfte sich der junge Russe, der sich zuletzt auch intern Kritik anhören musste, über das beste Ergebnis in seiner Formel-1-Karriere freuen.

"Das war ein guter Tag und mein bestes Ergebnis in der Formel 1. Das war eine große Erleichterung", wertet Kwjat das Rennen als Befreiungsschlag. Durch die 22 Punkte setzte sich Red Bull in der Konstrukteurswertung deutlich von seinen Verfolgern ab und ist nun sicherer Vierter. "Für das Team war es eines der besseren Wochenenden. Es wäre schön gewesen, aufs Podium zu fahren, aber wir müssen heute mit dem vierten und fünften Platz zufrieden sein", so Ricciardo, der allerdings weiß, dass dieses Ergebnis auch den Besonderheiten des engen Stadtkurses von Monaco geschuldet war. "Das war wahrscheinlich für einige Zeit unsere beste Strecke."

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