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Ferrari will Monaco nicht überbewerten: "Barcelona ist überall"
Warum Sebastian Vettel auch Nico Rosberg auf der Strecke hätte kassieren können und die Scuderia nie über dem Lewis-Hamilton-Fauxpas nachdachte
(Motorsport-Total.com) - Zum dritten Mal in der laufenden Saison ist es einem Ferrari-Piloten gelungen, die Mercedes-Phalanx an der Spitze zu sprengen. Überbewerten will Sebastian Vettel den zweiten Platz beim Monaco-Grand-Prix am Sonntag nicht, schließlich ist auch Maurizio Arrivabene nicht entgangen, dass viele Faktoren dazu beigetragen haben: "Wir hatten Glück, klar", sagt der Teamchef. Denn strategisch lief es für die Scuderia im Fürstentum nach durchwachsenem Qualifying zunächst nicht wie gewünscht.
Beim ersten Boxenstopp ging Vettels so genannter "Undercut", also der frühere Reifenwechsel als der vor ihm fahrende Nico Rosberg, nicht auf. Die schnelle Runde mit frischen Pneus war nicht genug, um die Lücke zu schließen und nach dem Halt des Mercedes-Piloten vorne zu landen: "Ich musste einen Manor überrunden und habe eine Sekunde verloren, sonst wäre ich näher dran gewesen. Ich weiß aber nicht, ob es gereicht hätte. Wahrscheinlich nicht", räumt der Heppenheimer ein.
Ursächlich waren auch ein kleiner Patzer und die schnelle Antwort der Silberpfeile, schließlich kam Rosberg unmittelbar nach Vettel an die Box: "Sie haben sofort reagiert und ich bin nicht optimal an die Haltelinie herangefahren, was auch noch etwas Zeit gekostet hat", hadert der Ferrari-Star. Arrivabene meint mit Blick auf die Strategie, dass der "Undercut" zwar letztlich wünschenswert, nicht aber der Masterplan der Scuderia war. "Es war das Gegenteil. Wir waren nervös und haben nach dem richtigen Fenster gesucht. Wir wollten cool bleiben", beschreibt er aufbauende Supersoft-Reifen.
Déjà-vu für Vettel: Wie 2008 mit Jarno Trulli
Die zweite knifflige Entscheidung gab es, als das Safety-Car nach dem Crash des Max Verstappen ausrückte. Zu diesem Zeitpunkt diskutierte Ferrari nicht mehr die Option, zum zweiten Mal die superweichen Gummis aufzuziehen, was Lewis Hamilton zum Verhängnis wurde. "Es kam auf den Abstand zum Hintermann an. Wir haben einige Optionen besprochen, aber an dieser Stelle war klar, dass wir draußen bleiben würden", so Vettel, der sich im Fürstentum als wahres Formel-1-Orakel herausstellte.
Oder als ausgebuffter Routinier: "Einmal dachte ich mir: 'Es kann nicht sein, dass wir in Monaco ohne Safety-Car fahren.' Man muss immer ein bisschen auf das Unvorhersehbare vorbereitet sein", weiß Vettel, der diese Qualität im Duell mit dem aus der Boxengasse herausfahrenden Hamilton unter Beweis stellte. "Das hatte ich 2008 schon mit Jarno Trulli", erinnert er sich an seine ersten Formel-1-Punkte für Toro Rosso. "Meine lange Nase hat mir geholfen. Es wurde emotional und ich habe mit Lewis sofort gestikuliert, um zu zeigen, dass ich vorne war."
Knackpunkt Qualifying
Unverständlich war für Vettel anschließend das Tempo der überrundeten Piloten, die das Safety-Car überholen und an das Feld anschließen durften - wenn sie denn schnell genug gefahren wären. "Regeln sind Regeln, aber wie langsam sie unterwegs waren, war lächerlich. Sie waren nur 30 Sekunden vor uns, aber nicht ansatzweise nahe dran."
Dass Ferrari im Rennen zumindest mit dem Mercedes Rosbergs Schritt hielt, will Vettel nicht überbewerten. "Kleinere Abstände sind auf dieser Strecke normal", verweist er darauf, dass Monaco die kürzeste Bahn im Formel-1-Kalender ist. Arrivabene stimmt zu und denkt an Spanien, wo es für seine Farben schlechter lief: "Barcelona ist eine Strecke, auf der es auf das Auto ankommt. Wenn man dort stark ist, ist man überall stark. Wir sollten nicht glauben, dass Probleme gelöst sind, weil wir in Monaco gut waren. Barcelona ist überall, nicht Monaco."
Ferraris Misere beginnt samstags im Qualifying, wenn die Roten ihre Reifen nur langsam auf Temperatur bekommen. "Beim Restart ist uns genau das Gleiche passiert", merkt Vettel an. Arrivabene ist sicher, dass die Probleme zum Schneeball werden, sobald keine freie Fahrt am Start gegeben ist: "Mit einer besseren Position wäre unsere Aufgabe einfacher, denn es hilft den Reifen nicht, wenn man hinterherfährt." Zu Gerüchten um einen Qualifying-Boost bei Mercedes und ein von der FIA verbotenes System bei Ferrari schweigt er sich aus: "Man muss Mercedes fragen, warum sie so stark sind. Seit Beginn des Jahres sind sie so schnell."