Hamilton: Rosberg oder Zuverlässigkeit der größte Gegner?
Lewis Hamilton kommt mit 17 Punkten Vorsprung auf Nico Rosberg nach Austin und will sich ganz auf sich konzentrieren - (Noch) kein freies Fahren bei Mercedes
(Motorsport-Total.com) - Der Grand Prix der USA in Austin steht an und das bedeutet, das WM-Duell der beiden Mercedes-Piloten Lewis Hamilton und Nico Rosberg geht in die heiße Schlussphase. Hamilton (neun Saisonsiege und drei Ausfälle) kommt mit einem Vorsprung von 17 Punkten auf Rosberg (vier Saisonsiege und zwei Ausfälle) an den Circuit of The Americas (CoTA).
Doch während sich die Fans auf ein beinhartes Titelduell zwischen den beiden Silberpfeil-Piloten einstellen, nimmt Toto Wolff ihnen zumindest etwas die Vorfreude. Der Mercedes-Motorsportchef will seine beiden Piloten erst dann "von der Leine lassen" - so heißen ohne Rücksicht auf Verluste frei fahren lassen - wenn Daniel Ricciardo endgültig keine Titelchance mehr hat.
Bei drei noch auf dem WM-Fahrplan 2014 stehenden Rennen (in Punkten gerechnet vier Rennen aufgrund der doppelten Punkte beim Saisonfinale in Abu Dhabi) hat Ricciardo 92 Punkte Rückstand. Maximal 100 Punkte gibt es noch zu holen. Es müsste mit dem Teufel zugehen, sollte es der Red-Bull-Pilot tatsächlich schaffen, WM-Spitzenreiter Hamilton noch zu übertrumpfen.
"Zweckpessimist" Toto Wolff fürchtet Ricciardo
Doch Wolff ist "Zweckpessimist", wie er gegenüber 'Spiegel Online' selbst sagt. "Bevor man ein Ziel nicht erreicht hat, darf man sich auch nicht zurücklehnen", bemerkt der Mercedes-Motorsportchef und begründet: "Es kann immer noch etwas schiefgehen. Ich nenne das den Schuss Paranoia."
"Ich habe ehrlich gesagt keine Lust, dass wir am Saisonende zu diesem 50-Punkte-Rennen nach Abu Dhabi fahren und Ricciardo kann uns theoretisch noch den Titel entreißen. Ich hätte gerne vorher Klarheit", sagt Wolff und vertröstet die Fans vorerst: "Wenn wir die Luxussituation haben, dass unsere Fahrer wirklich nicht mehr einzuholen sind, können wir gerne nochmal darüber reden, ob sie völlig frei fahren dürfen."
Während Hamilton als Tabellenführer die besten Karten hat, tut Verfolger Rosberg alles, was er beeinflussen kann, um für den Titelkampf gerüstet zu sein. So legte der Deutsche die Anreise nach Texas sogar mit einem Mundschutz im Flugzeug zurück, um keine Bakterien oder Viren von Mitreisenden einzuatmen...
"Im letzten Winter habe ich einige Dinge umgestellt. Meine Ernährung, um das geforderte Gewicht zu bekommen und den Mundschutz im Flugzeug. Im Flieger zirkulieren jede Menge Viren durch die Lüftung. Ich war in den letzten Jahren oft krank an den Rennwochenenden. Dieses Jahr noch nicht einmal und so halte ich meinen Energielevel hoch", wird Rosberg von 'Bild' zitiert.
Hamiltons Gegner: Rosberg, Zuverlässigkeit, "Abu Double"
Doch ist der Deutsche überhaupt der größte Gegner für Hamilton oder ist es am Ende die Zuverlässigkeit des Silberpfeils? "Die Jungs im Team haben sich mächtig ins Zeug gelegt, um die Probleme im Laufe der Jahre auszusortieren. Jetzt hoffe ich einfach, dass wir die letzten Rennen dieser Saison ohne technische Schwierigkeiten hinter uns bringen können", so der WM-Spitzenreiter, der seinen zweiten Titel nach 2008 ins Visier nimmt.
Neben der nicht immer hundertprozentig gegebenen Zuverlässigkeit von Hamiltons F1 W05 liegt aus Sicht von Verfolger Rosberg eine der größten Hoffnungen, seinen Teamkollegen noch abzufangen, in der Regel, dass es am 23. November in Abu Dhabi 50 statt 25 Punkte für den Rennsieg gibt. Hamilton ist ob dieser Aussicht nicht wohl, droht ihm doch bei einem schlechten Abu-Dhabi-Ergebnis der Titel noch zu entgleiten - und das, trotz schon jetzt fünf Saisonsiegen mehr als Rosberg.
"Diese Regel gibt es zum ersten Mal. Ob ich sie gut finde? Ich weiß nicht, ob es überhaupt jemanden gibt, der sie gut findet oder nicht. Es ist wie es ist. Man muss das sich darauf einstellen und hoffen, dass am Ende das Beste dabei herauskommt", sagt Hamilton und gesteht, dass ihm "mächtig stinken würde", sollte er den Titel dank "Abu Double" nicht gewinnen. "Ich möchte aber keine negative Energie verbreiten, sondern mich stattdessen darauf konzentrieren, auf der Strecke die bestmögliche Leistung abzuliefern", so der Brite.
Im Rahmen einer Umfrage von 'Motorsport-Total.com', welcher der beiden Mercedes-Piloten den WM-Titel 2014 gewinnt, entfielen 65 Prozent von über 4.000 abgegebenen Stimmen auf Hamilton, nur 35 Prozent auf Rosberg.