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Smedley und das Pole-Wunder: Verhofft kommt oft
Der Ingenieur und Massa-Intimus erklärt, wieso sein Pilot "wieder atmen kann", Spielberg Williams-Terrain und ein Grand-Prix-Sieg (fast) utopisch ist
(Motorsport-Total.com) - So mancher Zuschauer in Spielberg traute seinen Augen kaum. Bei der Formel-1-Rückkehr nach Österreich gab nicht nur eine faszinierende Naturbahn ihr Comeback, auch auf Startplatz eins meldete sich ein alter Bekannter zurück: Felipe Massa. Sein langjähriger Renningenieur bei Ferrari glaubte immer an den kleinen Brasilianer. Darauf angesprochen, ob er ihm bei Williams noch die 16. Pole-Position seiner Karriere zugetraut hätte, sagt Rob Smedley "Ja, kein Zweifel. Da zögere ich keine Sekunde."
Dass er mit Massa nach Grove gewechselt ist, ist für den heutigen Leiter Fahrzeug-Performace Beweis genug: "Ich wäre nicht hier, würde ich nicht daran glauben, was wir als Team erreichen können", sagt Smedley und sieht sogar einen formverbesserten Piloten im Vergleich zu dem Mann, der die Scuderia nach vier erfolglosen Jahren verließ. "Er hat mehr Vertrauen in sich und sein Umfeld. Er fährt viel entspannter und macht weniger Fehler, weil er weniger Druck verspürt als noch bei einem Team wie Ferrari. Er kann wieder atmen."
Das liegt auch daran, dass mit Massa mittlerweile der neun Jahre jüngere Valtteri Bottas das Team teilt - und nicht ein gewisser Spanier. "Fernando Alonso ist ein unglaublicher Wettkämpfer und einer der besten Fahrer aller Zeiten. Er liefert einfach immer seine Leistung ab und das setzt einen unter Druck", weiß Smedley, der aber auch den Finnen lobt und von einer gleichwertigen Paarung spricht, bei der sich die Piloten gegenseitig an das absolute Maximum treiben. Umso erlöster ist Massa: "Er ist wirklich glücklich dafür, dass es erst Samstag ist", erklärt der Brite.
Nicht am schnellsten, aber am besten
Dabei hatte man sich bei Williams bereits ausgerechnet, dass Spielberg ein gutes Pflaster für den eigenen Boliden ist. "Wir haben sehr genaue Simulationswerkzeuge, die uns die Charakteristika exakt vorausgesagt haben", so Smedley, der mit der richtigen Strategie in den Flieger nach Österreich stieg. Der studierte Mathematiker erläutert: "Die Reifen sind für ein Formel-1-Auto sehr hart und das Arbeitsfenster ist sehr hoch angesiedelt. Mit Asphalt und Layout war klar, dass es in der ersten Runde klappen muss. Es war der Schlüssel, von der ersten Kurve an bereit zu sein."
Trotzdem muss Smedley einräumen, dass der FW36 am Samstag nicht der schnellste Bolide auf der Bahn war, doch die großen Favoriten in Silber patzten im Qualifying: "Wenn man sich die besten Sektorzeiten mit wenig Sprit ansieht, dann ist Mercedes noch drei Zehntelsekunden vor uns. Es ist fair, zu sagen, dass wir nicht das schnellste Auto hatten, aber nur drei Zehntelsekunden hinter dem schnellsten waren. Ich bin damit wirklich glücklich." Für den 40-Jährigen ist es der Beweis, dass die Lücke zum Klassenprimus immer kleiner wird.
Sieg wahrscheinlich außer Reichweite
Es stellt sich die Frage, was Williams am Sonntag wird ausrichten können. Smedley betont, nicht auf eine Eintages-Show gesetzt zu haben: "Die Anforderungen von Qualifying und Rennen sind komplett unterschiedlich. Dass man eine Sache richtig macht, heißt aber nicht zwingend, dass es auf Kosten der anderen geht." Es kommen neue Schwierigkeiten auf: Bei Massa und Bottas gibt es genau wie beim Rest des Feldes Probleme mit Reifenabbau und Graining, die allen voran bei höheren Temperaturen kritisch werden könnten. Genau die sind angekündigt.
Bei Williams beschäftigen sich zwei spezialisierte Ingenieure mit dem Thema - einer an der Strecke und einer in Grove. Trotzdem träumt Smedley nicht davon, Mercedes und allen voran dem von Startplatz drei kommenden Nico Rosberg ein zweites Schnippchen zu schlagen: "Wir müssen so viele Punkte wie möglich holen im Kampf gegen diejenigen, mit denen wir wirklich konkurrieren. Mercedes ist weit weg, aber von Platz drei bis sechs ist alles offen." Es geht also gegen Red Bull, Ferrari, McLaren und Force India - damit aber auch um das Podium.
Noch in vergangenen Saison schien das himmelweit entfernt. Damals sammelte Williams nur mit viel Glück überhaupt WM-Zähler: "Wir sind ein junges Team. Vor einem Jahr hätte man Williams bei einem Österreich-Grand-Prix nicht in Reihe eins gesehen. Man darf den Leuten nicht zu viel Druck machen", dämpft Smedley die Erwartungshaltung.