• 08. September 2012 · 13:47 Uhr

Red Bull befürchtet Dominanz eines Motorenherstellers

Bei Red Bull geht offenbar die Angst davor um, dass Mercedes für 2014 einen Wundermotor bauen und dieser Vorteil dann auch noch "eingefroren" werden könnte

(Motorsport-Total.com) - 2014 wird in der Formel 1 ein neues Motorenformat eingeführt, das mit nur noch 1,6 statt 2,4 Litern Hubraum und sechs statt acht Zylindern auskommen soll. Dafür sind leistungsstärkere Systeme zur Energierückgewinnung geplant als bisher. Die Entwicklungsarbeit ist bei den in der Königsklasse engagierten Herstellern längst angelaufen - mit der Ausnahme von Cosworth.

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Christian Horner hofft, dass sein Lieferant Renault nicht im Nachteil sein wird Zoom Download

Doch während die kleineren Kundenteams fürchten, dass die Motorenhersteller einen Teil der enormen Entwicklungskosten auf ihre Kunden abwälzen werden, scheint man bei Red Bull auch darüber besorgt zu sein, dass sich ein Hersteller einen Wettbewerbsvorteil verschaffen könnte, der dann möglicherweise auch dauerhaft wäre, weil die Motoren bekanntlich homologiert werden. Das bedeutet, dass keine Weiterentwicklung erlaubt ist - auch wenn es Ausnahmen gibt: Als Renault die FIA darum gebeten hat, einen Wettbewerbsnachteil aufholen zu dürfen, wurde dies gestattet.

50 Prozent mechanisch, 50 Prozent elektronisch

"Ich halte es für wichtig, dass der Motor nicht zum entscheidenden und einzigen Leistungs-Unterscheidungsmerkmal wird", sagt Red-Bull-Teamchef Christian Horner. "Das wäre besonders ungesund für die Formel 1 und für die involvierten Hersteller. Es wird ja eine ganz neue Technologie sein. 50 Prozent der Leistung werden mechanisch kommen, 50 Prozent elektronisch. Das ist noch eine wenig ausgereifte Technologie." Die das Risiko birgt, dass ein Hersteller den Dreh zu Beginn besser raus hat als alle anderen.

"Am Saisonbeginn sollen die Motoren homologiert werden. Da kann es leicht passieren, dass ein Vor- oder Nachteil eingefroren wird", befürchtet der Brite. "Ich hoffe diesbezüglich auf konstruktive Diskussionen, um sicherzustellen, dass nachgebessert werden darf, falls jemand anfangs unterlegen ist, vor allem auch, weil es vielleicht nur noch drei Hersteller geben wird. Mit der Zeit wird es sich ohnehin angleichen, aber gerade in den ersten ein, zwei Jahren könnte es ziemlich große Unterschiede geben."

Und weil es für den Motorenbereich derzeit kein Ressourcen-Restriktions-Abkommen (RRA) gibt, könnte ein Konzern wie Mercedes 2013 viel Geld und Personal in die Hand nehmen, um zu versuchen, 2014 den besten Motor zu bekommen - und diesen dann "einfrieren" zu lassen. An den Mercedes-Motoren arbeiten in Brixworth rund 400 Angestellte, während Red-Bull-Partner Renault in Viry-Chatillon eigenen Angaben nach mit weniger als 200 Mann Personal auskommt. Ein potenzieller Nachteil?

Tost fürchtet Dominanz eines Herstellers

"Ich glaube, dass ein Motorenhersteller mit etwas Besonderem daherkommt und dessen Autos weit vorne sein werden, wie wir zum Beispiel in den Turbo-Jahren gesehen haben", befürchtet Toro-Rosso-Teamchef Franz Tost, derzeit Ferrari Kunde. Und er ergänzt: "Ich glaube auch, dass das Feld nicht mehr so eng beisammen liegen wird wie jetzt." Monisha Kaltenborn von Sauber, ebenfalls Ferrari-Kundin, nickt zustimmen: "Das Risiko besteht absolut."

Ebenso wie das Risiko, dass die neuen Motoren der Reihe nach verrauchen werden, was besonders dramatisch wäre, weil jeder Fahrer für die Saison 2014 nur noch fünf (statt bisher acht) Motoren verwenden darf. "Vielleicht", schlägt Kaltenborn vor, "sollte man bestimmte Aktivitäten hinsichtlich der Zuverlässigkeit erlauben." Damit meint die Österreicherin vermutlich eine Lockerung der Testbestimmungen, laut denen Ferrari, Mercedes und Renault Anfang 2014 gerade mal zwölf Testtage mit einem Auto pro Team zur Verfügung hätten.

Ein Kompromissvorschlag wäre gewesen, die neuen Motoren in alten Autos zu testen. "Ich war dafür", gibt Ferrari-Technikchef Pat Fry zu, "denn es hätte bei der Zuverlässigkeit geholfen, den Motor mit richtigen Fliehkräften in einem richtigen Auto laufen zu lassen. Aber dagegen wurde ein Veto eingelegt, also müssen wir die Antworten auf dem Prüfstand finden. Dort werden wir einige der Fragen beantworten können, aber sicher nicht alle. Wenn du ein großes Problem hast, steckst du in Schwierigkeiten."

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