Max Verstappen und Las Vegas: Zwischen Pflicht und Titeltraum
Zwiespalt in der Wüste: Max Verstappen steht in Las Vegas kurz davor, Weltmeister zu werden, doch Strecke und Show bleiben nicht nach seinem Geschmack
(Motorsport-Total.com) - Max Verstappen könnte in Las Vegas seine Formel-1-Saison 2024 mit der vierten Weltmeisterschaft in Folge krönen. Solange der Niederländer vor Lando Norris ins Ziel kommt, ist ihm der Titel nicht mehr zu nehmen, doch dass sich der Red-Bull-Pilot ausgerechnet in Las Vegas zum Meister machen könnte, ist gewissermaßen ironisch.
"Ich verstehe, warum wir hier sind", schlägt Verstappen versöhnliche Worte an, nachdem er im Vorjahr das Event in Nevada noch auf das schärfste kritisierte: "Ein Prozent Sport, 99 Prozent Show", meinte der 27-Jährge 2023 beim ersten Grand Prix auf dem Las Vegas Strip Circuit, wobei er sich bei der Eröffnungsfeier "wie ein Clown" gefühlt hat.
Ein Jahr später erklärt er, dass er den wirtschaftlichen und geschäftlichen Wert des Events nachvollziehen könne, doch für ihn als Fahrer sei die Strecke weiterhin wenig attraktiv: "Ich genieße Highspeed-Kurven mehr. Das ist meine persönliche Vorliebe. Das heißt aber nicht, dass dieses Rennen schlecht ist", so Verstappen.
Auf das umfassende Rahmenprogramm würde er dennoch gerne verzichten. Die pompöse Eröffnungszeremonie, die letztes Jahr für viel Aufsehen sorgte, sei für ihn kein Highlight. "Wenn ich wählen könnte, würde ich solche Dinge auslassen", sagt er offen. Dennoch betont er, dass dies seine Einstellung zum Rennen nicht beeinflussen würde.
Las Vegas selbst gefällt Verstappen als Stadt gut, doch für ihn bleibt es ein Event, das er professionell angeht: "Ich bin glücklich, hier zu sein, auch wenn es nicht meine Lieblingsstrecke ist. Letztendlich zählt, dass wir auf allen Arten von Strecken gewinnen können."
Layout: Muss sich Red Bull Sorgen machen?
Das Las-Vegas-Layout zeichnet sich durch lange Geraden und enge 90-Grad-Kurven aus, was im Vorjahr für zahlreiche Überholmanöver gesorgt hat. "Die Aufnahmen vom Strip sind beeindruckend, und das Racing war letztes Jahr sehr aufregend", räumt Verstappen ein. Dennoch hätte er sich schnellere Kurven gewünscht, um die Strecke interessanter zu machen.
Die kalten Temperaturen, ähnlich wie im Vorjahr, sorgen zusätzlich für eine Herausforderung: "Wie sich die Reifen hier verhalten, wird entscheidend sein", erklärt der Red-Bull-Pilot. Besonders bei den großen Bremspunkten, in denen Ferrari traditionell stark ist, sieht er Herausforderungen für sein Team.
Für die Fahrerwertung spielt Ferrari aber keine Rolle mehr. Nach dem Rennen in Brasilien kann Charles Leclerc rechnerisch Verstappen den Titel nicht mehr streitig machen. Nur noch Lando Norris ist im Rennen, doch der McLaren-Pilot liegt 62 Punkte zurück bei noch 86 zu vergebenen Zählern. Verstappen reichen 60 Punkte Vorsprung nach dem Rennen in Las Vegas, um den Titel zu sichern.
Warum Verstappen der WM-Stand egal ist
Doch Verstappen will sich damit nicht begnügen, schließlich hat Red Bull im Saisonverlauf an Pace verloren: "Wenn man die letzten Rennen im Trockenen betrachtet, hatten wir nicht die Pace", gibt er zu. "Der Sieg in Brasilien bei Regen hat uns geholfen, aber das heißt nicht, dass plötzlich alles perfekt ist."
Red Bull habe das Auto zwar seit Austin verbessert, doch die Konkurrenz sei in den letzten Wochen nicht zu unterschätzen gewesen. Besonders McLaren zeigte sich zuletzt in bestechender Form. Und obwohl Verstappen eine komfortable Führung in der Meisterschaft hat, betont er, dass der Druck für ihn nicht nachgelassen habe.
"Ich will jedes Wochenende mein Bestes geben, unabhängig davon, wie es in der Meisterschaft steht", erklärt er. Der Spaß am Fahren hänge für ihn ohnehin mehr davon ab, wie konkurrenzfähig das Auto sei, als von der Punkteverteilung.
Zu den Favoriten für das Rennen zählen laut Verstappen Ferrari und McLaren. Während die Scuderia auf Strecken mit harten Bremsmanövern immer stark sei, habe McLaren in den letzten Rennen beeindruckende Leistungen gezeigt. "Es wird darauf ankommen, wer die Reifen am besten zum Arbeiten bringt", analysiert er.
Mit seinem dominanten Sieg von Startplatz 17 in Brasilien setzte Verstappen dennoch ein starkes Zeichen im Titelkampf. Ob es sein bestes Rennen in der Formel 1 war, wollte er jedoch nicht abschließend bewerten: "Manchmal sind die besten Rennen nicht unbedingt Siege", erklärt er. "Aber gemessen an der Bedeutung für die Meisterschaft war es eines der wichtigsten."