Bernd Mayländer: Seit 25 Jahren als Safety-Car-Fahrer der Formel 1
Seit rund 25 Jahren steuert Bernd Mayländer das Safety-Car in der Formel 1 - Was sich seither verändert hat und welche Einsätze in besonderer Erinnerung geblieben sind
(Motorsport-Total.com) - Kein Rennfahrer hat so viele Formel-1-Rennen angeführt wie Bernd Mayländer - und doch hat der Deutsche in seiner Karriere noch keinen einzigen Grand Prix gewonnen. Seit einem Vierteljahrhundert fährt der heute 53-Jährige das Safety-Car (Was ist das und wie funktioniert es?) der Formel 1.
© Motorsport Images
Seit der Saison 2000 steuert Bernd Mayländer das Safety-Car der Formel 1 Zoom Download
Im Jahr 2000 startete der damals 28-Jährige in seine erste Saison. Mittlerweile ist Mayländer so sehr mit dem Safety-Car verbunden, dass ein Abschied kaum vorstellbar ist. "Ich hätte nie gedacht, dass ich 25 Jahre später noch hier bin, aber das bedeutet, dass man mit Begeisterung dabei ist und das liebt, was man tut", schmunzelt Mayländer.
Während er damals neben seinem Job als Safety-Car-Pilot auch noch in der DTM an den Start ging, lässt ihm sein Job heute kaum noch Freiraum. "Anfangs waren es 16 Rennen pro Saison. Jetzt sind es 24, also ist es definitiv mein Hauptberuf", erinnert der gebürtige Schwabe, der noch immer in der Region wohnt und eigenen Wein anbaut.
"Die Leute sagen mir, dass ich so viele Rennen oder so viele Runden gefahren bin - aber mit Zahlen habe ich es nicht so", schmunzelt der Deutsche, der mittlerweile auf unzählige Einsätze kommt - schließlich lenkt Mayländer das Safety-Car auch für die Rahmenserien. "Im Moment bin ich froh, wenn ich mich an mein Alter erinnern kann - es ist 53!"
Auf Befehlt von Renndirektor Charlie Whiting
Die Geschichte von Mayländers Safety-Car-Karriere beginnt bereits 1999, als der Deutsche beim Grand Prix von San Marino in Imola einen Anruf von Formel-1-Rennleiter Charlie Whiting erhielt. Wenige Stunden später saß der damals 27-Jährige am Steuer - allerdings in der Formel 3000, um Erfahrungen zu sammeln.
Seinen ersten Einsatz in der Königsklasse hatte Mayländer schließlich am 12. März 2000 beim Großen Preis von Australien in Melbourne. "Das war ein Job, bei dem man sich richtig reinhängen konnte", sagt er. "Ich kannte die Safety-Car-Prozedur aus der F3000, die Rennen waren nur kürzer. Ich glaube, jeder Fahrer kannte die Regeln und wusste, was es bedeutet, wenn das Safety-Car auf die Strecke kommt."
Daran hat sich bis heute nichts geändert. Und obwohl Mayländer für seine Führungskilometer am Ende weder Punkte noch Pokale bekommt, kann er damit gut leben. "Man hat einen Job zu erledigen. Ein guter Safety-Car-Einsatz bedeutet für mich, eine Situation so sicher wie möglich zu meistern."
"Natürlich ist es ein Wettbewerb, aber alle Fahrer verstehen dieses Element des Sports. Wenn dir eine Führung weggenommen wird, dann nur aus Sicherheitsgründen", schmunzelt Mayländer, der mittlerweile genau weiß, wie ein perfektes Wochenende auszusehen hat.
"Die besten Szenarien sind, wenn ich ein paar Runden fahre, alles richtig mache und der Rennleitung und den Streckenposten die richtigen Informationen gebe. Die besten Rennen sind für mich jene ohne Safety-Car, weil dann auf der Strecke nichts Gefährliches passiert ist."
Safety-Car: Technik hat sich stark entwickelt
Mayländer ist in den vergangenen Jahren zu einer Ikone der Formel 1 geworden. Mit rund 500 Rennen auf dem Buckel gibt es nur wenige Menschen im Fahrerlager, die besser verstehen, wie sich die Königsklasse des Motorsports seit der Jahrtausendwende verändert und entwickelt hat.
"Unser Ziel hat sich nicht geändert, wohl aber die Details", erklärt Mayländer, dessen Einsatzgeräte und Aufgaben im Laufe der Jahre immer komplexer geworden sind. "Wir haben für fast jede Situation ein Prozedere, weil uns vor dem Einsatz mehr Informationen zur Verfügung stehen als noch vor 20 oder 25 Jahren."
"Damals, im Jahr 2000, hatten wir ein Funkgerät und das Backup war ein Handfunkgerät. Heute gibt es viel mehr Kommunikationssysteme", erklärt der Safety-Car-Pilot schmunzelnd. "Im Jahr 2000 hatten wir noch zwei Fahrzeuge, aber damals war das zweite Fahrzeug ein normales Straßenfahrzeug ohne jegliche Technik. Der Informationsstand, den wir heute haben, ist für die Sicherheit viel besser."
In 25 Jahren hat Mayländer die unterschiedlichsten Safety-Cars über die Rennstrecken dieser Welt gelenkt, vom Mercedes-Benz CL 55 AMG der Saison 2000 bis zu den neuesten Modellen von Mercedes-AMG und Aston Martin. Und welches war sein Lieblingsauto? "Jedes Mal, wenn ein neues Auto vorgestellt wird, denke ich, das muss es sein", lacht der erfahrene Pilot. "Aber dann entwickeln die Ingenieure für die nächste Generation weiter."
"Der CLK 63 war ein unglaubliches Auto in der Black Series Edition. Der SLS war das erste Auto, das komplett von AMG entwickelt wurde", blickt Mayländer zurück. "Der GT Black Series, den wir jetzt haben, ist ein fantastisches Rennauto. Insgesamt gab es über die Jahre einige herausragende Autos."
Zwei Rennen in besonderer Erinnerung
In der Saison 2015 wurde das virtuelle Safety-Car eingeführt, das Mayländer einige Einsätze ersparte. Dennoch gibt es einige Rennen, die dem Deutschen besonders in Erinnerung geblieben sind. "Fuji 2007 und Montreal 2011 sind mir im Gedächtnis geblieben", sagt er.
In Japan führte Mayländer das Feld bei starkem Regen 19 Runden lang an und kam gegen Mitte des Rennens erneut zum Einsatz. In Kanada vier Jahre später kam das Safety-Car sogar sechsmal auf die Strecke, insgesamt führte er das Feld für 29 der 70 Runden an.
Doch das ist nicht die Regel. Der Deutsche sitzt an jedem Rennwochenende mehr als zwölf Stunden hinter dem Lenkrad, kommt allerdings nicht immer zum Einsatz. Langweilig wird ihm trotzdem nicht. "Wir haben viele Bildschirme im Auto, die wir 2000 noch nicht hatten, das ist ein Vorteil", grinst Mayländer, der keine Sekunde des Rennens verpasst. "Wir haben mehrere Fernsehbildschirme und Zugriff auf alle Funksysteme."
"Wir sehen, was alle Teams und der Rennleiter sehen, können also zwischen der Live-Ansicht und den Wiederholungen hin- und herschalten. Was auch immer passiert, wir sind immer auf dem Laufenden, immer bereit. Wir haben den Helm auf und das Funkgerät am Ohr."
Und: "Ich habe einen Beifahrer dabei, das ist auch sehr wichtig, wenn man konzentriert arbeiten muss", freut sich Mayländer über die Begleitung bei seiner geliebten Arbeit, die er wohl auch in den kommenden Jahren weiter ausüben wird.