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Frankenstein-Experiment für Verstappen: WM-Titel "ändert nicht mein Leben"
Red Bull geht ungewöhnliche Wege, um den Balanceproblemen des RB20 auf den Grund zu gehen - Max Verstappen sieht WM-Titel "nicht in meinen Händen"
(Motorsport-Total.com) - Der Große Preis von Italien wird für Red Bull erneut zur Gruselshow: Nicht aber, weil McLaren-Herausforderer Lando Norris Weltmeister Max Verstappen zwingend vor der Nase rumfährt, so wie zuletzt in Zandvoort - vielmehr experimentiert das Team aus Milton Keynes am Wochenende wieder mit verschiedenen Spezifikationen am Auto.
© Motorsport Images
Norris kommt Verstappen immer näher, auf der Strecke und in der WM Zoom Download
Grund: Red Bull will ausschließen, dass das in Imola einführte Update am Unterboden verantwortlich ist für den jüngsten Einbruch in Sachen Performance. Während Sergio Perez mit der neusten Spezifikation unterwegs ist, fährt Verstappen, wie schon vergangene Woche, mit einer Hybridversion des Unterbodens, bestehend aus der alten Konfiguration von vor Imola, allerdings versehen mit einigen der seitdem vorgenommen Entwicklungen.
Insider im Fahrerlager sprechen deshalb längst vom Frankenstein-Unterboden (Original: "Franken-Floor"), in Anlehnung an Frankensteins Monster, das aus verschiedenen Körperteilen zusammengesetzt wurde.
"Das Problem ist, dass es mit dem Wind und Regen in Zandvoort sehr schwer war, wirklich Schlüsse daraus zu ziehen", erklärt Verstappen selbst, warum Red Bulls Experimente in Monza weitergehen werden: "Es ist jetzt ein neues Wochenende, aber neben den Sachen, die wir am Auto probieren wollen, ist die Strecke auch recht anders. Das müssen wir natürlich dabei im Hinterkopf behalten, um die richtigen Schlüsse zu ziehen."
Dass die Tests aber nötig sind, um der Balance des RB20 endlich wieder Herr zu werden, darüber macht sich Verstappen keine Illusionen - dennoch geht der Niederländer nicht davon aus, dass ein komplettes Zurückrüsten auf die Spezifikation, mit der Red Bull zu Saisonbeginn noch gewohnt dominant unterwegs war, die Lösung sein wird: "Ich glaube nicht, dass das schneller wäre, denn die anderen Teams haben ihre Autos richtig gut geupgradet."
Das Auto deshalb nun also für eine bessere Balance zu "downgraden", mache es "nicht zwangsläufig schneller", glaubt der Niederländer. Dennoch sei die Balance aktuell das Zünglein an der Waage, das einen im Kampf mit der Konkurrenz vor Probleme stelle: "Ich meine, wir kennen unsere Schwierigkeiten mit der Balance. Jetzt liegt es an uns, das Auto einfach besser fahrbar und konkurrenzfähiger zu machen."
Verstappen: Newey "normalerweise nicht" ausschlaggebend
Dabei wähnt Verstappen sein Team auf der richtigen Spur: "Ich denke, wir verstehen, wo wir was finden müssen, und was wir im Windkanal sehen oder in Sachen CFD. Das ist nicht das Problem." Woran aber hakt es dann beim bis vor wenigen Monaten so unantastbar scheinenden Klassenprimus der vergangenen Jahre?
Am Abgang von Stardesigner Adrian Newey soll der Leistungseinbruch bei den Bullen jedenfalls nicht liegen, glaubt man Verstappen: "Normalerweise nicht. Es ist nur einfach so, dass es seit der Verkündung seines Abschieds einfach schwieriger war. Aber es sollte keinen Unterschied machen, dass jemand geht, dass dann deshalb sofort die Performance nachlässt, denn das Auto war immer gleich."
Ob die 70 Punkte Vorsprung reichen, die Verstappen bei neun noch ausstehenden Rennen hat, um Gegner Norris bis zum Schluss hinter sich zu halten, kann der Red-Bull-Star im Licht der jüngsten McLaren-Leistungen nicht beurteilen. Allerdings hält er am Donnerstag in Monza in Bezug auf die Weltmeisterschaft fest: "Schaut, ich gebe das Beste, was ich kann. Ob ich sie am Ende gewinne oder nicht, das ändert nicht mein Leben."
"Würde ich sie gerne gewinnen? Ja, natürlich. Aber das liegt mit der Performance des Autos nicht in meinen Händen", lässt Verstappen keinen Zweifel daran, dass Red Bull seiner Meinung nach aktuell nicht in WM-Form ist: "Ich weiß nicht, ob es am Ende des Jahres genug sein wird. Aber ich weiß, dass wir als Team alles geben werden, um wettbewerbsfähiger zu sein."
Von der Talsohle, die sein Rennstall aktuell durchschreitet, ist der Niederländer dennoch überrascht: "Ich wusste natürlich, dass so eine Saison, wie wir sie letztes Jahr hatten, sehr unrealistisch ist. Aber habe ich erwartet, dass es jetzt so ist? Nicht wirklich, damit wie wir aufgehört haben, und wie wir (dieses Jahr) angefangen haben", gibt Verstappen zu.
Grund genug jedenfalls, dass sich Red Bull mit dem Mute der Verzweiflung jetzt nicht mehr nur an Doktor Marko, sondern auch an Doktor Frankenstein orientiert ...