Marc Surer zweifelt an WM-Chancen: Norris schwankt mehr als Verstappen
78 Punkte trennen Max Verstappen und Lando Norris bei noch zehn ausstehenden Grands Prix - Mark Surer hält Norris für nahezu chancenlos
(Motorsport-Total.com) - Der WM-Kampf in der Formel-1-Saison 2024 spitzt sich weiter zu: Lando Norris liegt in der Gesamtwertung nur noch 78 Punkte hinter Max Verstappen. Die Dominanz des Red-Bull-Piloten scheint ein wenig zu bröckeln und auch in der Konstrukteurswertung hat McLaren die Chance, die Führung zu übernehmen. In der Fahrerwertung sieht Formel-1-Experte Marc Surer dennoch Verstappen als klaren Favoriten auf den Titel.
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Schließlich könne Verstappen pro Rennen durchschnittlich sieben Punkte auf Norris verlieren, ohne Platz eins zu verlieren. "Er wird nicht ausfallen", sagt Surer gegenüber Motorsport-Total.com. "Er ist nur einmal in Australien ausgefallen, der Verstappen. Sonst fällt er nicht aus. Wenn er öfter ausfällt, dann sieht es plötzlich ganz anders aus."
Mit einer Wende rechnet Surer allerdings nicht. Er hält Norris für fehleranfälliger als Verstappen im Red Bull: "Es ist eher der Lando Norris, der Schwankungen hat, nicht der Max. Max fährt mittlerweile so clever, dass er sagt: Okay, ich kann jetzt nicht gewinnen, dann bleibe ich eben Zweiter.'"
Max Verstappen deutlich gereift
Surer ist sich sicher: Verstappen ist im Laufe der Zeit gereift und hat den Sturm und Drang aus seiner Anfangszeit in der Königsklasse abgelegt. "Wenn er gegen Lewis Hamilton kämpft, dann kommt der alte Max wieder durch", analysiert der Formel-1-Experte. "Aber sonst nicht. Er ist sehr überlegt, wie er Rennen fährt. So wird man Meister."
Verstappens Entwicklung ist nicht zu übersehen. Der Niederländer geht mit kleinen Rückschlägen viel entspannter um und hat nicht gleich das Messer zwischen den Zähnen, wenn er ein Rennen nicht anführt. "Früher ist er wie ein Wahnsinniger nach vorne gestürmt", sagt Surer. "Heute holt er sich einen nach dem anderen. Ganz ruhig. Wenn er nicht vorne ist, lässt er sich Zeit."
"Das ist nicht der Max, den wir von früher kennen", stellt Surer klar. "Früher ist er mit der Brechstange nach vorne gegangen. Aber er hat viel gelernt." Deshalb vergleicht er ihn auch mit Alain Prost, der zu seiner Zeit als sehr berechnender Fahrer galt, der nichts dem Zufall überließ. Dennoch gibt es Unterschiede: "Wenn Prost langsamer war als [Ayrton] Senna, dann lag das am Set-up des Autos. Er dachte: 'Dann schlage ich ihn im Rennen mit dem besseren Set-up.'"
McLaren zu fehleranfällig?
"Also nein, ein Prost ist [Verstappen] noch nicht", stellt Surer klar. "Aber er fährt sehr überlegt, das muss man sagen." Auf der anderen Seite steht McLaren mit Norris und Oscar Piastri. Hat McLaren damals in Ungarn die richtige Entscheidung getroffen, Piastri per Stallorder an Norris vorbeizulotsen? Denn jetzt fehlen Norris genau diese sieben Punkte in der Gesamtwertung.
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"Für einen Fahrer ist der erste Sieg natürlich extrem wichtig, weil man es dann geschafft hat und nicht mehr dem Sieg hinterher hechelt", kann Surer nachvollziehen, warum McLaren Piastri den Sieg per Stallorder geschenkt hat. "Deshalb war es wahrscheinlich richtig. Wir wissen, dass der Fehler beim Boxenstopp die Situation erst herbeigeführt hat."
Hinzu kommt: Norris und McLaren machen immer wieder kleine Fehler, während die Konstanz von Verstappen und Red Bull sehr stark ist. Ralf Schumacher hat Norris geraten, sich einen Mentaltrainer zu nehmen. Doch was sagt Surer dazu? Er antwortet: "Er ist sehr intelligent. Er nimmt die Schuld auf sich. Ich glaube, er weiß, was er tut."
Allerdings, so Surer, mache Norris "unter Druck Fehler", manchmal aber auch "Flüchtigkeitsfehler, die anderen nicht passieren". "Lando ist super schnell, aber manchmal fehlt ihm das nötige Glück, sonst hätte er schon mehr Rennen gewonnen", so Surer, der es zumindest mit einem Mentaltrainer versuchen würde. "In anderen Sportarten hat fast jeder einen Mentaltrainer, vielleicht muss das in der Formel 1 Standard werden. Wer weiß, ob das hilft."