Ex-Fahrer über Verstappen-Ausraster: "Nicht schön, ihn so zu sehen"
Ex-Formel-1-Pilot Jan Lammers kritisiert den Funk-Ausraster von Max Verstappen beim Formel-1-Rennen in Ungarn - Er versteht aber, warum dieser so reagiert hat
(Motorsport-Total.com) - Max Verstappen wurde beim Grand Prix von Ungarn nur Fünfter. Der Niederländer ließ seinem Frust am Funk freien Lauf, was der ehemalige Formel-1-Pilot Jan Lammers nun kritisiert. Er sieht aber auch einen Fehler bei Verstappens Renningenieur Gianpiero Lambiase, der die Situation laut Lammers klüger hätte lösen können.
Das Rennen in Budapest lief gegen Verstappen, der vom dritten Startplatz ins Rennen ging. Bereits in der ersten Kurve wurde er weit nach außen gedrängt, konnte sich aber noch auf den zweiten Platz retten. Die gewonnene Position sollte er jedoch gegen Lando Norris wieder abgeben. Als Dritter hatte der Red-Bull-Pilot keine Chance, mit den beiden McLarens an der Spitze mitzuhalten.
Der dritte Platz schien das Maximum für den Niederländer zu sein, war aber aufgrund der Strategien hart umkämpft. Zweimal musste sich Verstappen der Gefahr eines Undercuts aussetzen. Der Kampf gipfelte in einer Kollision zwischen Verstappen und Lewis Hamilton, der Dritter wurde. Verstappen kam nach dem Zwischenfall als Fünfter ins Ziel.
Immer wieder rastete Verstappen am Funk aus. Lammers kommentiert die Situation gegenüber der niederländischen Ausgabe von Motorsport.com wie folgt: "Ich finde es interessant, dass sie selbst die Entscheidung getroffen haben, die Position zurückzugeben. Es war eine verständliche, aber auch teure Entscheidung. Man fragt sich, ob es nicht besser gewesen wäre, die Position zu behalten und eine Fünf-Sekunden-Strafe zu kassieren."
Laut Lammers ist es in den Verwirbelungen schwierig, einem Vordermann zu folgen, weshalb Verstappen hinter Norris einen Nachteil hatte. "Vielleicht hat das Max schon früh im Rennen wütend gemacht", so Lammers weiter. "Wenn ein Fahrer Wut im Bauch hat, vergibt er nicht mehr. Wenn dann ein Fehler passiert, folgt meist der nächste und man wird noch wütender. Um es milde auszudrücken: Max hat sich in diesem Rennen nicht von seiner besten Seite gezeigt."
Lammers hätte sich gewünscht, dass Red Bull Verstappen die Entscheidung überlassen hätte, die Position zurückzugeben. Das hätte sicher einiges an aufgestautem Ärger verhindert. "Wenn sie Max die Entscheidung überlassen hätten, auf das Urteil der Sportkommissare zu warten, wäre es seine Sache gewesen", so Lammers. "Wenn es falsch gewesen wäre, wäre er auch sauer gewesen, aber dann hätte er gewusst, dass er selbst die falsche Entscheidung getroffen hat."
Doch damit nicht genug: Verstappen hatte Probleme mit der Balance seines Autos und die Strategie seines Rennstalls brachte ihn in Schwierigkeiten. "Als Fan, der das Rennen verfolgt hat, gefiel mir nicht, wie sich Max verhalten hat. Viele Leute finden das schade. Aber das treibt Max an und das mögen wir an ihm. Aber dieser Antrieb hat auch seine Schattenseiten: Gute Gewinner sind oft schlechte Verlierer."
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Verstappen musste in seinen Rennen einige Rückschläge einstecken und verkraften. Lammers fragt sich deshalb: "Was wollen wir wirklich? Wollen wir jemanden, der vom Siegeswillen getrieben ist? Oder wollen wir jemanden, dem das Ergebnis egal ist, weil er auch mit Platz zwei oder drei zufrieden ist? Nein, das wollen wir sicher nicht. Ich mochte diesen Max nicht, aber wer Max als Rennfahrer mag, muss damit leben. Das ist auch Max. Jeder hat seine guten und seine schlechten Seiten."
Doch nicht nur Max, sondern auch Lambiase musste Kritik einstecken. Der Italiener und Brite kommentierte Verstappens Ausraster, als er Hamilton vorwarf, sich in der Bremszone bewegt zu haben, am Funk mit "kindisch". "Das war nicht sein bester Moment", sagt Lammers. "Normalerweise ist er effizienter. Man kann eine andere Meinung haben, aber in diesem Fall hat es Max und Red Bull nicht geholfen, den Fahrer noch mehr zu provozieren."
"Letztlich hat er ihn damit offen angegriffen", so Lammers weiter. "Ob Max Recht hat oder nicht, ist völlig irrelevant. Lambiase hätte das auch anders regeln können. Er hätte sagen können: 'Okay Max, lass uns nach dem Rennen darüber reden.' Das war nicht der brillanteste Moment von Lambiase."