James Vowles: Lewis Hamilton hatte mehr Talent als Michael Schumacher
Williams-Teamchef James Vowles hat mit Lewis Hamilton und Michael Schumacher gearbeitet und verrät, in welchen Bereichen jeweils die großen Stärken lagen
(Motorsport-Total.com) - James Vowles hat in seiner Karriere bereits mit zahlreichen Formel-1-Weltmeistern zusammengearbeitet. Der heutige Williams-Teamchef war viele Jahre in Diensten von Mercedes, wo er unter anderem mit Michael Schumacher, Lewis Hamilton und Nico Rosberg gearbeitet hat.
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Schumacher und Hamilton fuhren in der Formel 1 drei Jahre gegeneinander Zoom Download
"Sie sind alle unterschiedlich", verrät er in diesem Zusammenhang im Podcast High Performance und betont: "Man denkt sich: 'Das sind die [typischen] Charaktereigenschaften, die einen Weltmeister ausmachen.' Aber so ist es nicht." Tatsächlich seien alle Charaktere unterschiedlich gewesen.
"Als Lewis zu uns kam, war er - und er ist es heute noch immer - der Fahrer mit dem meisten Naturtalent, mit dem ich in meiner Zeit bei Mercedes gearbeitet habe - inklusive Michael", verrät Vowles, der von 2010 bis 2012 mit Schumacher und ab 2013 mit Hamilton arbeitete.
Der Deutsche habe andere Qualitäten als Hamilton gehabt, erklärt der heutige Williams-Teamchef. "Michael war nicht der talentierteste Fahrer im Auto. Ich habe es schon gesagt: Das war Lewis. Aber er wusste, wie er jede Millisekunde aus sich und aus dem Team herausholt", verrät er.
"Er war ein Anführer. Wenn er gesagt: 'Ich gehe in diese Richtung', dann ist das Team ihm gefolgt", erklärt Vowles und verrät: "Er hatte ein ernsthaftes Interesse an dir und deinem Leben." Schumacher habe sich mit "jeder einzelnen Person im Team" beschäftigt.
Vowles sicher: Rosberg hat von Schumacher profitiert
"Er hat es nicht getan, weil er einen Vorteil haben wollte. Er hat es getan, weil es ihn wirklich interessiert hat. So ist Michael", betont Vowles, der erklärt, dass der Schumacher in der Öffentlichkeit ein "ganz anderer Michael" als der hinter den Kulissen gewesen sei.
"Nico [Rosberg] hat eine Menge von ihm gelernt. Es hat den Nico geformt, der dann Weltmeister geworden ist", glaubt Vowles. Rosberg fuhr von 2010 bis 2012 drei Jahre lang am Schumachers Seite bei Mercedes und wurde 2016 schließlich selbst Weltmeister.
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Das Comeback: Kurz vor Weihnachten 2009, am 23. Dezember, gibt Michael Schumacher seine Rückkehr in die Formel 1 bekannt. Er hat kurz zuvor einen Dreijahresvertrag bei Mercedes unterschrieben. Fotostrecke
"Schumi" dagegen blieb der große Wurf in seiner Zeit bei den Silberpfeilen immer verwehrt, obwohl er laut Vowles zumindest einen Sieg "verdient" gehabt hätte. Tatsächlich schaffte es der Rekordweltmeister in seinen drei Mercedes-Jahren nur ein einziges Mal auf das Podium.
Dass Mercedes damals noch kein absolutes Topteam war, war auch für Schumachers Nachfolger Hamilton offenbar schwer zu akzeptieren. Vowles erinnert sich: "Seine Mentalität war damals großartig, und ich verstehe, warum er so erfolgreich ist. Aber er wollte jedes Rennen um jeden Preis gewinnen."
"Wenn man heute mit ihm spricht, dann hat er akzeptiert, dass man auch mit zweiten und dritten Plätzen die Meisterschaft gewinnt", so Vowles. Denn auch wenn Hamilton laut Vowles mehr Talent als Schumacher hatte, hatte der Deutsche ihm dafür ihn anderen Bereichen etwas voraus.