Liebe Formel1.de-Leser,
wenn die beiden Nicos der Formel 1 ihren Gasfuß betätigen, hatten vorher auch zwei andere Deutsche ihre Hände im Spiel. Daniel Schlösser und Florian Eschrich sorgen unter anderem mit Handarbeit für ein Rundum-Wohlgefühl der Herren Rosberg und Hülkenberg - bis kurz vor dem Start, und sind meist hinterher auch mit die ersten Kontaktpersonen nach dem Rennen.
180 bis 200 Tage im Jahr verbringt Florian Eschrich mit Nico Hülkenberg - somit sieht er den Formel-1-Piloten häufiger als jeden anderen Menschen in seinem Leben. Als "Mädchen für alles" massiert, trainiert und organisiert der 32-Jährige den Sauber-Piloten.
Gelernt hat der Deutsche in der Sportklinik Bad Nauheim, die wiederum durch Michael Schumacher in den Fokus der Königsklasse gerückt ist. Als zweiter Mann beim erfolgreichsten Fahrer aller Zeiten stürzte sich Eschrich in die zuweilen 14-Stunden-Tage und kommt seitdem den Fahrern näher, als es jedes Boxenluder gern wäre.
In der wohl einzigen Sportart, in der es keinen sportartspezifischen Trainer gibt, hat auch Daniel Schlösser aus Köln sein Zuhause gefunden. Der 37-jährige Absolvent der Deutschen Sporthochschule Köln massiert nicht nur Nico Rosberg, sondern trainiert ihn auch außerhalb des Autos.
Da der Sohn des Formel-1-Weltmeisters Keke Rosberg sich als Hobby neben dem Rennfahren ausgerechnet Triathlon gewählt hat, muss der Sportwissenschaftler immer schön mithalten, egal ob auf dem Rad per Bergetappe, beim Tischtennis oder im Wasser.
Rosberg ist wie viele andere Fahrer dieser Generation fitter, als er sein muss! Beim Radfahren hat Daniel Schlösser sogar das Nachsehen. Dafür bleibt das Vergnügen, den Fahrer morgens wecken zu dürfen - ob per Pfiff oder mit der Trommel, das bleibt im Dunkeln.
Ja, sie sind vielfältig, die Aufgaben der Physiotherapeuten; die Ernährungsberatung gehört genauso dazu wie das Organisieren von Leihwagen.
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Bei Nico Hülkenberg stößt Florian Eschrich auch an physische Grenzen. Der mit 1,85 Metern größte Formel-1-Fahrer darf eben nicht soviel essen wie ein Felipe Massa. Die Herausforderung besteht in der aufregenden Zusammenarbeit mit extrem ehrgeizigen Menschen, die den Spagat zwischen Teamplayer und Egomanen perfekt beherrschen.
Außerdem ist die Lernkurve der Fahrer extrem steil. So hat Nico Hülkenberg zum Beispiel die Grundbegriffe der hohen Kunst der Physiotherapie bereits begriffen und legt bei Eschrich selbst Hand an. Wer kann schon sagen, dass er mal von einem Rennfahrer massiert worden ist?
Die Piloten müssen nicht nur körperlich fit sein, sondern auch mental frisch an den Start gehen. Daher versucht Daniel Schlösser bei Nico Rosberg viele Sinne gleichzeitig zu trainieren, als Vorbereitung auf die Tätigkeit am echten Arbeitsplatz.
Was beim Fußball kurz vor dem Rennen nach Freizeitspaß aussieht, ist nichts anderes als eine leichte Ablenkung, um den Kopf vor dem so wichtigen Start freizubekommen. Der Gefahr des Übertrainings gilt es hierbei aus dem Weg zu gehen. Was bringt es schon, wenn der Pilot schon röchelnd ins Auto steigt?
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Wenn bei einem der vielen Hitzerennen wieder mal der Sonnenbrand in der Startaufstellung droht, ist es Florian Eschrich, der den Schirmherren für Nico Hülkenberg mimt oder bereits im Vorfeld das feuerfeste Shirt in der Tiefkühltruhe steifgefroren hat. Ebenso reicht Daniel Schlösser das nasse Handtuch und die Kühlweste weiter an Nico Rosberg, wenn die Äquatornähe allen Beteiligten den Schweiß so ziemlich überall hin treibt.
Wenn nach absolvierter Renndistanz die Piloten dann strahlend und immer noch frisch aus dem Cockpit steigen, dann haben Daniel Schlösser und Florian Eschrich ihren Job gut gemacht. Die nächste Trainingseinheit steht allerdings schon wieder auf dem Programm, denn nach dem Rennen ist vor dem Rennen.
Euer,