Liebe Formel1.de-Leser,
als die Formel 1 im letzten Jahrhundert von einem neuen Rennen in Malaysia träumte, fiel mir zu dem Thema nur "Sandokan - Der Tiger von Malaysia" ein. Mittlerweile gehört Sepang in der Nähe der Metropole Kuala Lumpur zum festen Bestandteil des Kalenders, hat seinen exotischen Status nie verloren und ist für mich, was das Umfeld angeht, einer meiner Lieblings-Grands-Prix.Auf dem Hinflug lief zur Einstimmung damals der Film "Verlockende Falle", in dem Catherine Zeta-Jones und Sean Connery uns in beeindruckender Weise die Petronas-Towers näherbrachten. Die Zwillingstürme gehören zu den spektakulärsten und höchsten Bauwerken der Welt, sind bei mir aber auf ewig mit einer Peinlichkeit verbunden.
Einige Journalisten, zu denen auch ich gehörte, waren vom Team Sauber und dem damaligen Hauptsponsor Petronas zu einer Besichtigung der Towers in luftiger Höhe eingeladen. Regierungsmitglieder und der Vorstand des Mineralölgiganten waren in gleicher Zahl wie Gäste vorhanden.
Mein Platz beim Umtrunk war zur Rechten des Vorstandsvorsitzenden, dessen Name sich ähnlich leicht aussprechen lässt wie für einen Chinesen "Rudis Resterampe" - also für westliche Zungen fast unaussprechlich. An Tagen wie diesen möchte sich jeder von seiner besten Seite präsentieren.
Tja, wäre da nicht der Jetlag und meine angeborene Geschicklichkeit, mit deren Hilfe es mir gelang, den Inhalt eines Glases auf die Hose des wichtigsten Petronas-Repräsentanten zu zaubern. Ein nicht ganz einfacher Trick mit entsprechender Wirkung. Gut, dass es nur Rotwein war...
Wie unverkrampft war es dagegen, als ich gemeinsam mit meinem Kollegen Heiko Wasser die Innenstadt Kuala Lumpurs erkunden wollte. Ab und zu regnet es in diesen Breitengraden auch, und wenn, ja dann eher wie zu Hause bei einem gewöhnlichen Duschbad. Wir flohen also quasi in die erstbeste Bar - open air - und verharrten bis zum Ende des Unwetters. Verkürzt wurde die Wartezeit durch die Bestellung von zwei Bier.
Jetzt genießen wir hierzulande Gerstensaft in Stängchen, Tulpen, Krügen, etc. - aber Bier im Suppenteller, das habe ich bis heute nicht mehr erlebt! Geschmeckt hat es trotzdem. Nur der Überblick über die konsumierte Menge geht schnell verloren. Schade, dass die Bar mit Namen "The Water Margin" leider einem Hochhaus weichen musste.
Neben den Getränken überrascht Malaysia auch mit einer außergewöhnlich guten Küche. Das landestypische Gericht ist die Laksa, eine scharfe Nudelsuppe mit Eiern, Curry, Huhn, Sojasprossen, Tofu und Krabben. Schon zum Frühstück ist die Einnahme üblich. Bei mir gehört die Laksa tatsächlich zum Tagesprogramm.
© LAT
Ein Erlebnis, dass mir zum Glück bis heute nur einmal passiert ist, war das Kopieren meiner Kreditkarte, das in Malaysia scheinbar sehr beliebt ist. Aufgefallen ist das Ganze, da schlaue Köpfe versuchten, zeitgleich in Rio und Tokio Leihwagen im Wert von mehreren tausend Euro zu bestellen, während ich nachweislich noch in Kuala Lumpur verweilte...
Essen zahle ich übrigens dort nur noch in bar, zum Beispiel auf der Jalan Alor. Dort gibt es zahlreiche Straßenrestaurants, in denen für umgerechnet 15 Euro Rochen und Ochsenfrosch, aber auch Huhn, Fisch und Co. auf den Tisch kommen. Der Geschmack: bei allen Gerichten herausragend.
Wer es dagegen etwas romantischer und mit entsprechendem Ambiente mag, der ist im NEO Tamarind auf der Jalan Sultan Ismail gut aufgehoben. Gehobenes Essen, gehobene Preise. Die Dichte der Luxushotels ist ebenfalls sehr hoch und die Fahrt zur Rennstrecke dauert mit dem Taxi rund 40 Minuten.
Der Formel-1-Tross wohnt allerdings zum größten Teil näher an der Rennstrecke in Cyberjaya oder Putrajaya. Wer aber die Chance und die Zeit hat, sollte sich Kuala Lumpur nicht entgehen lassen. Selamat datang, herzlich Willkommen!
Euer,